Der Fisch, die norddeutsche Identität

Küstenländer legen gemeinsame Positionen zur Fischereipolitik vor. WWF kritisiert Papier als Konzept von gestern

Die norddeutschen Bundesländer wollen sich künftig gemeinsam für eine nachhaltige und weniger bürokratische Fischereipolitik innerhalb der Europäischen Union einsetzen. Die zuständigen Minister und Senatoren von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen und Hamburg stellten gestern in Berlin ein gemeinsames Neun-Punkte-Programm vor, das die Fischerei als unsere „Identität im Norden“ bezeichnet.

Viele Bestände seien überfischt und befänden sich in einem kritischen Zustand, warnten die Minister, auch werde der Klimawandel nicht ausreichend berücksichtigt. Deshalb seien tausende Arbeitsplätze in Fischerei und Fischverarbeitung bedroht, warnte Mecklenburg-Vorpommerns Fischereiminister Till Backhaus (SPD) bei der Vorstellung des Programms. Zudem sei die kostengünstige Versorgung mit Fisch gefährdet.

Der niedersächsische Agrarminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) verwies außerdem darauf, dass eine Überschreitung von Fangquoten der EU nicht genügend bestraft werde. „Illegale Fischerei muss sanktioniert werden“, sagte er. Allerdings müsse sich die deutsche Fischereiwirtschaft auf den Klimawandel einstellen. In dem Programm forderten die Minister und Senatoren eine verstärkte Forschung in diesem Bereich.

Die Umweltschutzorganisation WWF zeigt sich enttäuscht von dem Fischereikonzept. „Die Länder haben die Chance verpasst, eine zukunftsfähige Fischereipolitik auf den Weg zu bringen“, sagte WWF-Sprecherin Heike Vesper. „Sie verfolgen Konzepte von gestern.“

Das Papier falle hinter die bislang vereinbarten Ziele einer nachhaltigen Fischerei zurück. „Kurzfristiges Wirtschaftsdenken hat schon vieles zerstört“, warnte Vesper. So werde die Zukunft von Fischen und Fischern aufs Spiel gesetzt. DPA/TAZ