Aktionstag gegen Airbus-Power

Gewerkschaften kündigen Widerstand gegen Sparprogramm des Flugzeugkonzerns an. Auch in Bremen sollen Arbeitsplätze verloren gehen. Deutschland-Chef Puttfarcken will heute auf Betriebsversammlungen sprechen

Die Gewerkschaften wollen mit einem europaweiten Aktionstag in etwa zwei Wochen gegen den geplanten Stellenabbau im Airbus-Konzern protestieren. Die Vorbereitungen dafür liefen bereits an, sagte die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, Jutta Blankau, gestern in Hamburg. Zuvor hatten sich Gewerkschaft und Gesamtbetriebsrat aller deutschen Airbus-Werke getroffen.

Die Arbeitnehmer seien nicht bereit, die Beschlüsse des Sanierungskonzeptes „Power 08“ zu akzeptieren, das Airbus-Chef Louis Gallois am Mittwoch in Toulouse bekannt gegeben hatte. Insbesondere habe der Konzern die Frage nicht beantwortet, warum Werke verkauft werden sollten, kritisierte Blankau.

Nach ihren Worten ist neben den von Gallois als Verkaufskandidaten genannten niedersächsischen Werken Varel und Nordenham sowie dem baden-württembergischen Laupheim auch der Standort Buxtehude in Nordniedersachsen „noch ein wenig in Frage gestellt“.

Die Debatten um das Sparprogramm „Power 08“ werden nach Ansicht des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Rüdiger Lütjen „noch Wochen und Monate“ andauern. Es seien sehr viele Fragen offen. So sei überhaupt nicht erkennbar, wie die Fertigungsprobleme beim Airbus A 380 durch den Verkauf von Standorten zu lösen seien.

Unterdessen erhellen sich auch die Informationen über die konkreten Arbeitsplatzverluste in Norddeutschland. Danach ist in der angekündigten Verringerung der Mitarbeiterzahlen um etwa 3.700 Stellen die Belegschaft in Nordenham und Varel nicht enthalten. Auch das Bremer Airbus-Werk solle nicht ungeschoren davonkommen. Nach Angaben der Gewerkschaft sollen hier mehr als 900 Arbeitsplätze abgebaut werden. Dies habe die Werksleitung gestern auf einer Betriebsversammlung bekannt gegeben, teilte Bernd Rosenbaum von der IG Metall mit. An der Weser sind derzeit rund 3.500 Menschen bei Airbus beschäftigt. Im deutschen Hauptwerk Hamburg soll die Zahl der Mitarbeiter von gut 12.000 um etwa 1.000 gesenkt werden.

Der Geschäftsführer von Airbus Deutschland, Gerhard Puttfarcken, sieht trotz allem gute Perspektiven für die deutschen Airbus-Werke. „Die Voraussetzungen sind gut, die Auslastung ist über Jahre gegeben“, so Puttfarcken gestern. Er wolle sich heute dem Dialog mit den Mitarbeitern stellen und mehrere Betriebsversammlungen besuchen. „Sorgfalt geht vor Schnelligkeit“, sagte er im Hinblick auf die Suche nach Kooperationspartnern und Kaufinteressenten für die zum Verkauf stehenden Werke. Angesichts der spontanen Arbeitsniederlegungen nach Bekanntgabe des Sanierungsprogramms mahnte Puttfarcken seine Untergebenen zur Besonnenheit. Am Abend wurde bekannt, dass Airbus mit sofortiger Wirkung alle Arbeiten an der Frachtversion des A 380 gestoppt hat. Das bestätigte ein Firmensprecher der Financial Times Deutschland. Sven-Michael Veit

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