Diskret für die Demokratie

GEHEIM Schutz für Whistleblower – der verschlüsselte taz-Briefkasten macht’s möglich

■ Wir wollen, dass unsere InformantInnen keine Nachteile erleiden, wenn sie mit uns Wissen teilen, das Unternehmen, Behörden und Parteien lieber für sich behalten möchten.

■ Auf www.taz.de/informant finden Sie alles Wichtige für eine sichere Kontaktaufnahme.

■ Unser abgesichertes Postfach erreichen Sie unter: informant.taz.de

■ Oder Sie schreiben ganz und gar analog an das taz-Rechercheressort, Rudi-Dutschke-Str.23, 10969 Berlin

VON KAI SCHLIETER

Whistleblower Edward Snowden legte sich mit den mächtigsten Gegnern an, die vorstellbar sind. Um die Öffentlichkeit zu informieren, verzichtete er mit der Preisgabe seiner Identität auf sein bisheriges Leben und nahm das Exil in einer lupenreinen Diktatur in Kauf.

Millionen feiern ihn dafür, die US-Regierung verfolgt ihn als Terroristen. Doch das ist kein Widerspruch, sondern dokumentiert, wie weit die schleichende Zersetzung der demokratischen Ordnung fortgeschritten ist.

Keine US-Regierung verfolgte Whistleblower so rigide wie jene von Barack Obama. Dass die deutsche Bundesregierung den Kronzeugen dieser weltweiten Gefährdung nicht befragen möchte, zeigt, dass auch die politische Klasse hier ein zweifelhaftes Verhältnis zum Rechtsstaat entwickelt hat. Der vorgeschobene Pragmatismus der diplomatischen Beziehung ist nur ein weiterer Beleg für ein sich entfremdendes politisches Bewusstsein der Akteure. Zugleich ist der Fall Snowden ein Lichtblick für den Journalismus. Seit über einem Jahr lässt sich das Thema nicht totschweigen.

Kritischer Journalismus, jenseits der politisch und wirtschaftlich beeinflussten Scheinöffentlichkeit, ist so wichtig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Zugleich aber ist der Journalismus in seiner ökonomischen Grundlage gefährdet wie nie zuvor.

In solchen Zeiten müssen Reporter aufklären, wo andere wegsehen, Geschichten veröffentlichen, die wehtun: Das war einer der Gründungsimpulse der taz. Das begreifen viele Kollegen. Unser Team aus fünf Reporterinnen und Reportern besteht nun seit zwei Jahren. Wir schreiben Reportagen und versuchen, investigative Geschichten auszugraben. Wir holten den Organspende-Skandal ans Tageslicht und deckten die Missstände in den Kinderheimen der Haasenburg GmbH auf. Auch hier waren Whistleblower und Tausende interner Dokumente maßgeblich. Mehr davon ist nötig. Um Menschen zu unterstützen, die die Öffentlichkeit scheuen, aber nicht wegschauen wollen, haben wir einen sicheren Briefkasten eingerichtet, der unter der Internetadresse informant.taz.de erreichbar ist. Die übersandten Informationen sind gut verschlüsselt und von Metadaten bereinigt, bevor sie die taz-Reporterinnen erreichen. Ein hohes Maß an Sicherheit ist uns wichtig.

Dennoch: Ein hundertprozentiger Schutz ist nicht zu gewährleisten. Der Austausch von Geheimnissen zwischen Journalisten und Informanten bleibt sensibel, und der Umgang mit diesem Risiko sagt etwas über die Qualität des Journalisten aus. Das galt schon vor dem Internet. Auch Briefe werden abgefangen, auch Treffen in Cafés ausgespäht. Doch das hält Informanten nicht davon ab, über Missstände zu reden.

Wir sind auf die Hilfe von Menschen angewiesen, die Einblicke haben und die Dinge erleben, die von außen nicht zu sehen sind. Menschen, die Korruption in Unternehmen, Behörden und Parteien nicht hinnehmen wollen, sondern die sich an Vetternwirtschaft und dem Verschmelzen von politischer und wirtschaftlicher Sphäre stören.

Kai Schlieter, 40, leitet das taz-Ressort Reportage & Recherche