DER PERSONALUMBAU BEI DER TELEKOM IST NICHT ZU VERMEIDEN
: Abschied vom rosa Riesen

55.000 Mitarbeiter der Telekom sollen in die Billigtochter T-Service ausgelagert werden. Dort werden sie länger arbeiten und etwa ein Drittel weniger Geld verdienen. Der Zorn der Belegschaft auf die Konzernführung ist verständlich – doch er wird den nötigen Konzernumbau nicht stoppen.

Telekom-Konzernchef René Obermann ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Der rosa Riese wird seit Jahren der Konkurrenz wie ein saftiger Braten im Piranha-Teich zum Fraß vorgeworfen. Monatlich verliert der Konzern über 100.000 Kunden an die Konkurrenz und setzt regelmäßig Gewinnwarnungen ab. Es ist ein Wettbewerb mit ungleichen Waffen. Denn noch immer ist der ehemalige Beamtenkoloss mit seinen rund 170.000 deutschen Mitarbeitern strukturell gegen schnelle und schlanke Konkurrenten schlecht aufgestellt. Während der Mobilfunkbetreiber E-Plus bereits dazu übergeht, sein Kerngeschäft – den Betrieb und Ausbau des Funknetzes – an eine Fremdfirma auszulagern, zahlt die Telekom noch immer an längst entbehrliche Mitarbeiter überdurchschnittliche Gehälter. Das kann nicht gut gehen.

Dem noch immer großen Einfluss des Bundes bei der Telekom ist es zu verdanken, dass der Konzern nicht weiter an der Kündigungsschraube dreht, sondern versucht, die Lasten auf alle Beschäftigten zu verteilen. Langfristig hat der Staat in Märkten mit funktionierendem Wettbewerb wie der Telekommunikation aber nichts verloren. Er hat jedoch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die negativen Wettbewerbsfolgen sozial verträglich sind. Dazu muss er den Unternehmen klare Grenzen vorgeben wie etwa einen Mindestlohn, der in keiner Branche unter 8 Euro pro Arbeitsstunde liegt.

Der Staat muss aber auch dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer von den positiven Ergebnissen eines Wettbewerbs profitieren. Doch genau hier herrscht eine Schieflage. In keinem anderen Industriestaat sind die Einkommen der Arbeitnehmer durch Steuern und Sozialabgaben so belastet wie in Deutschland, wie neuste Zahlen der OECD belegen. Dass die große Koalition den Unternehmen im Rahmen der Steuerreform nun auch noch Milliarden hinterherwerfen will, ist ein ausgemachter Skandal. TARIK AHMIA