Befürworter des Irakkriegs tritt an

US-Senator John McCain gibt seine lang erwartete Präsidentschaftskandidatur bekannt

WASHINGTON taz ■ Zweifel an seinem Vorhaben hatte eigentlich niemand mehr. Dass das Erwartbare dann ausgerechnet beim Late-Night-Talk mit David Lettermann stattfand, war das einzig Überraschende an der Ankündigung Senator John McCains aus Arizona, dass er 2008 um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten kandidieren wolle.

So hat im Rennen um das Weiße Haus nun also ein weiterer prominenter Republikaner seinen Hut in den Ring geworfen. „Oh“, sagte Moderator David Letterman und bemühte sich, erstaunt zu sein. „Übrigens werde ich das offiziell im April bekannt geben,“ sagte der 70-jährige ehemalige Marineoffizier McCain unter lautem Applaus im TV-Studio und erklärte selbstironisch, wie er sich bemühe, diese News so oft wie möglich zu präsentieren.

McCain folgt damit der jüngsten Mode im US-Wahlkampf, Vorankündigungen der Ankündigungen bereits im Internet oder per SMS zu machen. Noch bis zum letzten Wahlkampf war die Bekanntgabe der Kandidatureines US-Politikers ein sorgsam inszenierter Höhepunkt.

Tatsächlich aber kandidiert John McCain schon seit über zwei Jahren für das höchste US-Amt. Der Mann, der in Vietnam kämpfte und lange Jahre in vietnamesischer Kriegsgefangenschaft verbrachte, war nach einem erbittert geführten Vorwahlkampf der Republikaner 1999 George W. Bush unterlegen und galt lange als ein scharfer parteiinterner Kritiker des Präsidenten. Dennoch hatte er stets den Irakkrieg unterstützt und warb jetzt, noch bevor Bush seinen entsprechenden Plan bekannt gab, für die Erhöhung der Truppenstärke im Irak. McCain hat sich mittlerweile den Ruf erarbeitet, so etwas wie ein konservativer Freigeist zu sein, mit Kompetenz in der Außenpolitik und in militärischen Fragen – inzwischen gilt er als Hardliner.

Kürzlich hatte er erklärt, er glaube, dass Bushs langjähriger Pentagonchef Donald Rumsfeld als „einer der schlechtesten Verteidigungsminister“ in die Geschichte eingehen werde. Seitdem sich McCain in der Debatte um die Folterskandale im US-Militär und auf Guantánamo gegen die Bush-Administration stellte, gilt er zudem als ein aufrechter, integrer Politiker, dem es allerdings manchmal an diplomatischen Künsten mangelt.

McCain tritt unter anderem in Konkurrenz zum früheren New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani und den früheren Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Einer Umfrage des TV-Senders ABC und der Washington Post vom Dienstag zufolge liegt McCain bei den Anhängern der Republikaner deutlich hinter Giuliani. Der zehrt immer noch von seiner Popularität aus der Zeit vom 11. September 2001, wo er unter großem persönlichem Einsatz für das Krisenmanagement in der Stadt sorgte. Weitere Präsidentschaftskandidaten könnten hinzukommen – bis zu den Vorwahlen in beiden Parteien ist es noch ein gutes Jahr.

ADRIENNE WOLTERSDORF