DIE HESSISCHE SPD SETZT AUF KONFRONTATIONSKURS
: Linke Herausforderung

Andrea Ypsilanti also soll bei den Landtagswahlen im März 2008 in Hessen gegen Roland Koch (CDU) antreten. Die Delegierten auf dem Landesparteitag der hessischen SPD jedenfalls haben die bekennende 49 Jahre alte Linke knapp auf den Schild gehoben. Eine mutige Entscheidung der Partei – und der Kandidatin. Die Partei positioniert sich mit Ypsilanti klar links und vergrätzt damit möglicherweise Wähler aus der Mitte. Es besteht aber die Chance, dass die passionierte Bildungs- und Familienpolitikern mit einem klaren antineoliberalen, arbeitnehmerfreundlichen Kurs auch Wähler zurückgewinnt. Frustrierte Wahlabstinenzler und zur Linkspartei abgewanderte Wahlbürger etwa. Und auch Wähler der Grünen, denen die Liaison ihrer Partei mit der Union nicht schmeckt, könnten bei der von Ypsilanti geführten hessischen SPD durchaus eine neue Wahlheimat finden.

Ypsianti selbst zeigte schon nach der verheerenden Wahlniederlage der hessischen SPD 2003 viel Mut. Nur sie war bereit, den vakant gewordenen Parteivorsitz zu übernehmen und die am Boden liegende Landespartei wiederaufzurichten. Die ihre Wunden leckenden Männer waren dazu zu feige. Jetzt bringt sie den Mut auf, es mit Roland Koch aufzunehmen, der ganz sicher einer der härtesten und skrupellosesten Wahlkämpfer ist. Erinnert sei nur an die Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, mit der die Union 1999 in Hessen Ressentiments gegen Einwanderer schürte – und mit der sie überraschend die Landtagswahl gewann. Koch wird jedenfalls alles daransetzen, Hessen zu halten, um danach als Sieger in die parteiinterne Auseinandersetzung um die Kanzlerkandidatur 2009 gehen zu können.

Für Ypsilanti können die bundespolitischen Ambitionen von Koch im Landtagswahlkampf ein Pluspunkt sein. Mit Ypsilanti und Koch als Kontrahenten jedenfalls haben die Hessen 2008 wieder einmal tatsächlich die Wahl. Und das ist gut so. Auch wenn das den Grünen und der FDP nicht gefallen wird. Polarisierende Wahlkämpfe nämlich nutzen nur den Polarisierenden; die anderen werden zerrieben. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT