In der Warteschleife

Leverkusens Hans-Jörg Butt verliert nach fünf Jahren im Dauereinsatz seinen angestammten Platz im Bayer-Tor

Die Fans von Bayer Leverkusen müssen sich erst an den Anblick gewöhnen: Im heutigen Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart wird erstmals Rene Adler als offizielle Nummer 1 das Tor der Werkself hüten. Nachdem der 22-Jährige den 1:0-Sieg bei Tabellenführer Schalke 04 am vergangenen Wochenende maßgeblich zu verantworten hatte, darf er weiter spielen – obwohl der langjährige Stammtorhüter Hans-Jörg Butt seine Rotsperre abgesessen hat. „René Adler hat Maßstäbe gesetzt und die Messlatte sehr hoch gelegt“, begründet Bayer-Trainer Michael Skibbe die Abschiebung Butts in die Warteschleife.

Nachdem er für Leverkusen 150 Bundesligaspiele in Folge absolviert hatte, darf der 32-jährige Butt nun erstmals auf der Ersatzbank Platz nehmen. „Für mich ist es nicht nachvollziehbar, nach einem Spiel den Torhüter zu wechseln“, sagt Butt enttäuscht.

Seine Saisonplanung war eine andere: Seit Butt zur Saison 2001/2002 vom Hamburger SV nach Leverkusen wechselte, hatte er in allen Bundesligaspielen von Spielbeginn bis Schlusspfiff auf dem Platz gestanden – ehe er vor zwei Wochen beim Spiel gegen Frankfurt in der 28. Minute wegen Hand- und/oder Foulspiel vom Platz musste. „Ohne diese Situation hätte sich der Wechsel nie ergeben“, sagt Michael Skibbe, „vor einigen Wochen war so etwas noch nicht einmal vorstellbar.“ Trotz schwankender Leistungen in der laufenden Saison stand der Torhüter nicht zur Disposition.

323 Bundesligaspiele hat Butt bislang für den Hamburg und Leverkusen absolviert und dabei 26 Elfmeter verwandelt – Bundesligarekord für Handarbeiter. Ob der dreimalige Nationalspieler in der laufenden Saison noch einmal die Chance bekommen wird seine Statistik auszubauen, darf bezweifelt werden.

Zumal der Trend im Tor derzeit Richtung Nachwuchsförderung geht. In der Hinrunde drängte der 20-jährige Manuel Neuer den nicht mehr geliebten Stammtorhüter Frank Rost aus dem Tor des FC Schalke 04. Rost flüchtete vor dem Konkurrenzkampf und schloss sich dem Hamburger SV an.

Ein Wechsel zu einem Spitzenclub scheint für Butt derzeit ausgeschlossen. Im vergangenen Sommer hatte er seinen Vertrag in Leverkusen bis 2009 verlängert; außerdem sind die Planstellen der meisten Erstligisten derzeit besetzt. Doch zumindest ein Teil der Fans glaubt nicht mehr an das Butt-Comeback in Leverkusen: „Danke Jörg für fünf tolle Jahre“, lautet ein Beitrag im Forum. Er klingt wie ein Eintrag ins Kondolenzbuch. HOLGER PAULER