Einsatz in entscheidender Phase

AFGHANISTAN Verteidigungsminister de Maizière besucht erstmals die Soldaten in Kundus. Wie sein Vorgänger spricht er von „Krieg“. Awacs-Kräfte sollen binnen Tagen kommen

„Das ist ein hoher Zoll“: De Maizière rechnet mit dem Tod weiterer Soldaten

BERLIN/KUNDUS dapd/dpa | Bei seinem ersten Truppenbesuch in Afghanistan gut drei Wochen nach seinem Amtsantritt hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière den deutschen Soldaten gedankt und sie auf eine entscheidende Phase des Konflikts eingeschworen. Wenn ein Staat von Bürgern verlange, ihr Leben einzusetzen, „dann ist das das Höchste, das Schwerste und das Wichtigste, was man überhaupt verlangen kann“, sagte er im Feldlager Masar-i-Scharif. Nach dem Winter werde sich zeigen, ob und wie die Taliban auf Erfolge der internationalen Schutztruppe Isaf reagierten: „Die nächsten Monate werden sehr entscheidend sein.“

Mit seinem bei den Soldaten populären Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wollte de Maizière nicht verglichen werden. „Ich mache das so, wie ich das für richtig halte“, sagte der Minister auf die Frage, wie seine Handschrift aussehen solle. Er habe schnell nach Afghanistan kommen wollen: „Ich komme hierher als Lernender.“ Für die Beschreibung des Afghanistaneinsatzes verwendete de Maizière wie sein Vorgänger den Kriegsbegriff. „Hier ist vieles von dem, was Sie tun, ein Einsatz wie im Krieg.“ Die Soldaten stellte er auf weitere Verluste ein: „Das ist ein hoher Zoll, aber er ist mit diesem Einsatz verbunden.“

In Kabul traf de Maizière seinen Amtskollegen Abdul Rahim Wardak und den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte durch deutsche Kräfte müsse fortgeführt werde, sagte de Maizière. Er verwies auf die geplante schrittweise Übergabe der Sicherheitsverantwortung von den internationalen Kräften an die Afghanen. Dazu sei auch das sogenannte Partnering deutscher und afghanischer Soldaten der „Schlüssel zum Erfolg“.

Mehrfach sprach de Maizière die Abzugspläne der Internationalen Schutztruppe aus Afghanistan an. Ab Juli sollen die ersten sieben Städte und Provinzen an die afghanische Armee und Polizei übergeben werden, darunter auch Masar-i-Scharif.

Gegenüber dem Isaf-Kommandeur, US-General David Petraeus, kündigte der Minister in Kabul an, dass Deutschland seinen Einsatz in Kürze um die zugesagten Besatzungen für die Awacs-Flugzeuge ausweiten werde. Die Entsendung der Awacs-Besatzungen, vom Bundestag am Freitag beschlossen, sei „eine Frage von Tagen, nicht von Wochen“.

Unterdessen verschleppten Kämpfer der radikalislamischen Taliban im Osten Afghanistans über 30 Menschen, darunter mehrere Polizisten. Nach Angaben des Polizeichefs der Provinz Kunar ereignete sich der Vorfall am Samstag. Die afghanischen Sicherheitskräfte seien auf dem Weg in den Heimaturlaub gewesen und hätten keine Waffen getragen. Die Taliban bekannten sich zu der Tat.