In Ehrfurcht erstarrt

DFB-POKAL Der USC Paloma aus Barmbek verlor mit 0:9 gegen Hoffenheim – und hatte trotzdem Spaß

Lustig wurde es, als der Shanty-Chor den Hit „In Hamburg sagt man Tschüß“ anstimmte

Auch wenn der USC Paloma Anfang August beim 3:2 gegen Curslack-Neuengamme den eigenen Kunstrasenplatz einweihte – für die Begegnung in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den Erstligisten TSG Hoffenheim wechselte der Fünftligist ins 5.000 Zuschauer fassende Hoheluftstadion des SC Victoria. Den hatte die Mannschaft aus Hamburg-Barmbek in der Qualifikation für den DFB-Pokal frühzeitig aus dem Rennen geworfen.

Schon die Anfahrt der Mannschaft zeigte, dass die Hamburger an diesem Sonntag unabhängig vom Spielausgange Spaß haben wollten. Sie absolvierten die wenigen Kilometer aus Barmbek ins feinere Eppendorf im Mannschaftsbus des FC St. Pauli – wie 2002, als mit dem 1. FC Kaiserslautern schon mal ein Bundesligist zur Pokalbegegnung anreiste und das Ergebnis mit 0:5 einigermaßen verträglich ausfiel.

Schon im Vorfeld hatte das Team einen Imagefilm drehen lassen, in dem passend zu Namen und Vereinsemblem eine Schaar weißer und blauer Tauben in die Lüfte stieg – nicht als Friedensboten, sondern als Kampfansage an den Gegner aus dem Kraichgau.

Bevor dieses Schauspiel kurz vor Anpfiff live wiederholt wurde, wehte ein Hauch von Wacken durch das Hoheluftstadion. Statt einer Feuerwehr-Kapelle wie beim Heavy Metal Festival sorgte hier ein Shantychor für Musik mit Coolness-Faktor. Lustig wurde es besonders, als der Chor nach dem Hans-Albers-Klassiker „La Paloma Ade“ den Heidi Kabel-Hit „In Hamburg sagt man Tschüß“ anstimmte und das Hamburger Publikum weiße Taschentücher in Richtung der rund 200 Hoffenheim-Fans schwenkte.

Im Spiel hielten die Hochstimmung und die Hoffnung auf eine Pokalsensation dann gerade Mal neun Minuten – dann schoss Tarik Elyounoussi aus kurzer Entfernung das 1:0 für die Hoffenheimer, die alles dafür taten, sich nicht so zu blamieren, wie vor zwei Jahren beim 0:4 gegen den Viertligisten Berliner AK 07.

Dass es zur Halbzeit dann schon 0:7 stand, lag neben dem Qualitätsunterschied von vier Spielklassen und der Treffsicherheit des fünffachen Torschützen Sven Schipplock auch daran, dass die Hamburger das neue System mit einer Fünferkette in der Abwehr noch nicht ganz verinnerlicht hatten. Dem Bundesligisten boten sich zahlreiche Räume für Steilpässe. Dazu kamen Nachlässigkeiten bei Standardsituationen. „Hoffenheim war wie erwartet der brutal starker Gegner“, sagt Palomas Trainer Marco Krausz später. „In der ersten Halbzeit sind wir leider in Ehrfurcht erstarrt.“

Nach der Pause versiegte der Hoffenheimer Torfluss – zum einen, weil der Gast nun zurückschaltete und den Rest als lockeres Trainingsspiel absolvierte, zum anderen weil Yannik Jonas im Tor, der den USC Paloma mit drei gehaltenen Elfmetern im Hamburger Pokalfinale erst hierher gebracht hatte, immer stärker wurde und etliche Bälle abwehren konnte. So blieb den Barmbekern die Blamage einer zweistelligen Niederlage erspart. Kurz vor Schluss hatte der eingewechselte Stürmer Olufemi Smith sogar noch den Ehrentreffer auf dem Fuß, scheiterte aber an Hoffenheims neuem Torwart Oliver Baumann.

Etwas zu voll genommen hatten die Barmbeker den Mund vor dem Spiel dann doch. Aber das passt ja zu einem Stadtteil, dessen Bewohner in früheren Zeiten in Hamburg für ihr großes Mundwerk bekannt waren. RALF LORENZEN