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: Viktorias Pokalträume passé

DFB-Pokal David gegen Goliath: SG Eintracht Frankfurt dominiert den Regionalligisten

Es war ja freundlich, dass die Gäste aus Hessen auf ihre Ankunft in Prenzlauer Berg noch mal nachdrücklich hinwiesen. „Hurra, Hurra, die Frankfurter sind da!“, hallte es aus der Südkurve des Stadions im Jahnsportpark. Zu übersehen gewesen wäre der Frankfurter Tross aber ohnehin nicht; die Anhängerschaft des Bundesligisten war eher so groß, dass man hätte denken können, man befinde sich bei einem Heimspiel der Eintracht.

Der DFB-Pokal zieht von jeher seinen Reiz aus dem Kampf David gegen Goliath, Klein gegen Groß, Arm gegen Reich. Somit symbolisierte die numerische Überlegenheit der Gästefans unter den insgesamt 10.514 Zuschauern an diesem Samstagabend ganz gut, wie ungleich das Duell Viktoria 1889 Berlin gegen Eintracht Frankfurt tatsächlich war: Liga vier gegen Liga eins. Ein Etat von knapp einer Million auf der einen, von etwa 30 Millionen auf der anderen Seite. Circa 1.000 Mitglieder hier, 27.000 dort.

Am Ende unterlag Viktoria 1889, ein ambitionierter Regionalligist, der gerne die Nummer drei an der Spree werden würde, dem Bundesligisten in der ersten Pokalrunde verdient mit 0:2. Der Frankfurter Stürmer Haris Seferovic nutzte schon nach knapp zehn Minuten ein Missverständnis in Viktorias Hintermannschaft zur Führung; das 2:0 und die Entscheidung besorgte in der Schlussminute der eingewechselte Alex Meier.

Die Frankfurter Wand im Fanblock, die 90 Minuten lang sang, hatte in der ersten Hälfte mit ihrem Slogan „Hier regiert die SGE“ – also die SG Eintracht Frankfurt – eindeutig recht. Denn auch auf dem Rasen kontrollierten die Gäste mühelos das Geschehen. Sie ließen den Ball nach der frühen Führung durch die eigenen Reihen laufen, während der aktuell Siebte der Regionalliga Nordost überfordert wirkte und immer einen Schritt hinterher war. Frankfurt tat nur das Nötigste, und der Viktoria-Fanclub in der Nordkurve, etwa 50 Leute, musste mit ansehen, dass auf dem Rasen erst mal kein Kraut gegen die Eintracht gewachsen war. In den zweiten 45 Minuten aber kamen sowohl die Fans der hellblauen Lichterfelder als auch ihr Team auf dem Platz etwas besser gegen den Gast an. Während der Viktoria-Fanclub der Monotonie ein Ende bereitete und dem etwa eine Stunde lang vorgetragenen ersten Fangesang nun einen zweiten folgen ließ, profitierte ihre Mannschaft davon, dass die Frankfurter dem Underdog jetzt mehr Räume ließen.

Die Berliner um Kapitän Ümit Ergirdi waren nun spielüberlegen, drangen häufig bis zum Strafraum vor, aber der letzte entscheidende Pass oder der Abschluss misslang zumeist. In den letzten Spielminuten versuchte der Gastgeber noch mal alles: der Lichterfelder Torwart Marcus Rickert etwa kam bei Flanken mit in den Gäste-Strafraum – er hatte mit einem Kopfball dann auch die beste Gelegenheit zum Ausgleich. Wenig später aber fiel das 0:2 – die Entscheidung.

Viktorias Pokalträume und die Hoffnungen auf einen weiteren großen Gegner sind somit passé – nun will man sich auf die gerade begonnene Regionalliga-Saison konzentrieren, die für die Zukunft des Klubs um einiges bedeutsamer ist. Der Achte der Vorsaison strebt in der laufenden Spielzeit einen besseren Tabellenplatz an. Das Lokalderby am kommenden Freitag gegen den BFC Dynamo könnte bereits zeigen, in welche Richtung der Weg für die Viktoria weist. JENS UTHOFF