Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Wo die IV. Städtische Gasanstalt in Prenzlauer Berg mehr als ein Jahrhundert lang den Berliner Nordosten mit Gas versorgte, entstand in den letzten Lebensjahren der DDR ein neues Quartier mit Kulturzentrum. Die Demonstrationen gegen Sprengung und Abriss der enormen denkmalgeschützten Gasometer gehörten Anfang der achtziger Jahre zu den ersten Demonstrationen in Ostberlin, die sich gegen Entscheidungen von oben richteten. Es war zwar am Ende nicht viel, was von den historischen Industrieanlagen erhalten blieb. Doch wurde unter anderem das ehemalige Verwaltungsgebäude der Gasanstalt zum Kulturhaus umgebaut, das Areal nach dem legendären Weimarer KPD-Vorsitzenden Ernst-Thälmann-Park benannt, der 1944 nach elfjähriger Isolationshaft im KZ Buchenwald ermordet worden war. Das monumentale Denkmal, das ihm gewidmet ist, steht immer noch da und hat den Bildersturm nach der Wende als beinahe einziges kommunistisches Denkmal überstanden. Auch die Umbenennungsorgien nach 1990 gingen spurlos am Ernst-Thälmann-Park vorbei, der nun seinen 25. Geburtstag feiert. Beziehungsweise die Kultureinrichtungen, die hier untergebracht sind. Und das wären zum Beispiel das Theater unterm Dach, wo man den Anlass Freitag und Samstag mit „Schernikau. Sehnsuchtsland“ begeht: ein Abend von PortFolio Inc. über den jung an Aids gestorbenen Schriftsteller Roland Schernikau, der kurz vor dem Ende der DDR noch aus der BRD in sein kommunistisches Sehnsuchtsland umgezogen war. Die Auftaktveranstaltung der Geburtstagsfeierlichkeiten findet Samstag in der WABE statt, wo ab 18 Uhr nicht nur unterschiedlichste Bands wie die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, sondern auch die Stabfigurencompany Magic Man oder Die Neuen Poeten zu sehen und zu hören sein werden.

■ „Schernikau. Sehnsuchtsland“. Theater unterm Dach, Fr. & Sa.

■ Eröffnungsfeier.

WABE, Sa. ab 18 Uhr

■ „Thälmann – Sohn seiner Klasse“. Film von Kurt Mätzig, So., 14 Uhr