… DER TRIMM-DICH-FAN?
: An Eintönigkeit zugrunde gehen

Knapp 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ist die Stadt in vielerlei Hinsicht weiter in Ost und West geteilt – das zeigt zum Beispiel die Gesamtaufstellung öffentlicher Fitness- und Sportmöglichkeiten aus dem Hause Frank Henkels (CDU). Der Sportsenator ließ aufgrund einer parlamentarischen Anfrage eines Parteifreundes tief in den Archiven nach allgemein zugänglichen Sportgeräten suchen. Und siehe da: In Treptow-Köpenick, Pankow und Marzahn-Hellersdorf gibt es jeweils nur ein Angebot, allein in Reinickendorf sind es sechs. Schließlich bilanziert der gebürtige Ostberliner, der jetzt die Westberlinpartei CDU führt, in für den rot-schwarzen Senat seltener Offenheit, dass generell das „Angebot – auch angesichts seiner regionalen Verteilung – nur als ‚ausbaufähig‘ bewertet werden“. Warum er „ausbaufähig“ in Anführungszeichen setzte, bleibt offen.

Sicher ist: Der Senat hat den häufig nicht ganz billigen Muckibuden wenig entgegenzusetzen. Im Körperertüchtigungsbezirk Neukölln vermerkt Henkels Auflistung etwa, dass der „Gropiusmeile-Fitnesstreff“ bei Kilometer 1,6 aus sechs Geräten bestehe und dass sich „in der Nähe eine Rasenfläche“ befinde. Das haut nicht wirklich rein. Am Bethaniendamm in Kreuzberg werden ganze „zwei Geräte angeboten. In der Nähe befinden sich Sitzgruppen, Schach und das Künstlerhaus Bethanien“. Puh, auch nicht erschöpfend. Der „Aktivplatz“ in der Villa Mittelhof in Steglitz-Zehlendorf „bietet ein Gerät an“. Abwechslung sieht anders aus.

Immerhin, es gibt Hoffnung für begeisterte Open-Air-Geräteturner: Viele der Geräte sind jüngeren Datums und von den Bezirken oder den Parkverwaltern Grün Berlin erst in den letzten Jahren aufgebaut worden. Eine Erklärung, warum der Osten – mit Ausnahme des Bezirks Lichtenbergs – trotzdem nicht mit dem Westen mitziehen kann, liefert der Sportsenator leider nicht.

Bleibt nur die – bei Ost-West-Fragen ohnehin beliebte – Spekulation: Wirkt im Westen vielleicht doch noch der längst vergangene Trimm-dich-Boom nach – zumindest unterbewusst? Die von den westdeutschen Krankenkassen gestartete Initiative war in den 1970er Jahren überaus erfolgreich. In den 80ern galt „Trimmy“ (Foto) dann als uncool. Vom Rhythmus her wäre ein Revival jetzt durchaus drin: in jenen Bezirken, wo man ihn mal gekannt hat. BIS

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