Grün macht stark

Kretschmann macht Künast voll an

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Sicher für Renate Künast ist nach dem Erfolg ihrer Partei in Baden-Württemberg nur: Erste grüne Regierungschefin in einem Bundesland zu werden, das schafft sie nicht mehr. Dass Klaus Wowereits Amtsbonus dagegen reicht, Künast als „next Winner“ aufzuhalten, darf nach den Schlappen für die SPD in der Pfalz und in Stuttgart bis zum Beweis des Gegenteils wieder angezweifelt werden. Mehr noch: Die grüne Spitzenkandidatin wird vom grünen Boom in dem Ländle zunehmend profitieren.

Und zwar nachhaltig. Bis zum Herbst werden die grünen Themen weiter an Fahrt gewinnen. Die Bürger wollen keine Atomkraft in ihrem Land. Der Schutz der Umwelt ist keine Müsli-Marginalie mehr. Energieumbau, Verkehr, Bildung und unsere Zukunftsperspektiven sind Debatten, die längst in aller Breite geführt werden. Und letztendlich haben die WählerInnen eine selbstherrliche Politik satt: Partizipation und direkte Demokratie als Instrumente der Politik gehören zum habituellen Wandel unserer Gesellschaft.

Vom Ländle profitieren

Um erfolgreich zu sein, muss es Renate Künast nicht einmal gelingen, diese Themen vollständig auf Berlin zu übertragen. Schafft sie es, umso besser. Zugleich wird für sie als Plus immer wichtiger: Neben den Kernthemen rangieren ein alternativer Politikstil, Kreativität und Glaubwürdigkeit in der zynisch gewordenen Politikwelt für die Bürger gleichauf. Der Stuttgarter Wahlsieger Winfried Kretschmann verkörpert perfekt, dass grüne Themen und eine neue seriöse Haltung bis in bürgerliche Kreise hinein wählbar wurden. Kretschmann und seine Arbeit werden Künast helfen, ihr nutzen. Auch wenn Berlin so ganz anders tickt „als halt“ das Schwabenland.