Neue Eskalation nach den Todesschüssen von Ferguson

MISSOURI Vor den Plünderungen in der Nacht demonstrieren Jung und Alt mit erhobenen Armen

AUS NEW YORK DOROTHEA HAHN

Eine schwer verletzte Person. Sieben Festnahmen. Weitere geplünderte Geschäfte. Und die Rückkehr der gepanzerten Polizeiwagen. Das ist die Bilanz der ersten nächtlichen Ausgangssperre, die der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, am Samstag über Ferguson verhängt hat. Die neue Eskalation kommt exakt eine Woche nachdem der unbewaffnete 18-jährige Teenager Michael Brown am Samstagnachmittag auf offener Straße mit zahlreichen Polizeischüssen getötet wurde.

„Ich bin enttäuscht, dass es wieder zu Gewalt gekommen ist“, sagt Ron Johnson am Sonntag. Der afroamerikanische Captain von der „State Highway Patrol“ hatte am Donnerstag den Auftrag bekommen, für eine Deeskalation zu sorgen. Die erste Reaktion auf den Strategie- und Personalwechsel bei der Polizei in Ferguson war festlich: Diskussionen auf der Straße lösten Tränengas, Hartgummigeschosse und Konfrontationen ab.

Doch die Ruhe währte nur so lange, bis die Anschuldigungen des Polizeichefs in Ferguson, Thomas Jackson, bekannt wurden. Nach fast einer Woche bitterer Unruhe auf den Straßen der mehrheitlich schwarzen 21.000-Einwohner-Stadt am Rand von St. Louis, gab der weiße Polizeichef einerseits den Namen des Todesschützen bekannt. Doch gleichzeitig machte er den Toten, den 18-jährigen Michael Brown, posthum zu einem „Hauptverdächtigen“ und mutmaßlich Verantwortlichen für einen „schweren Raubüberfall“.

„Hands up – Don’t shoot“

Eine Woche später wird auch dieser Kramladen in der Nacht zu Sonntag geplündert. Zum einwöchigen Todestag am Samstag demonstrierten Erwachsene – vor allem Frauen im Alter der Mutter von Michael Brown. Sie gingen mit erhobenen Armen und dem Ruf „Hands up – Don’t shoot“ über die Straße und legten Blumen auf dem Asphalt ab.

Um Mitternacht lösten Hunderte von Jugendlichen die Mütter ab. Mit demselben Slogan strotzen sie der nächtlichen Ausgangssperre. Sie treten unvermummt und mit Slogans, die Gerechtigkeit fordern, auf. Unter ihnen sind viele, die sagen: „Es hätte mich genauso treffen können wie Mike.“ Später in der Nacht beginnen einige wenige Jugendliche mit neuen Plünderungen.