Öfen brennen wieder

Das Ende 2005 stillgelegte Hamburger Aluminium-Werk, das inzwischen die Trimet-Gruppe betreib, produziert wieder. Heute Abend wird der erste Ofen einsatzbereit sein. Belegschaft ist euphorisch

VON PETRA SCHELLEN

Die hohen Alu-Preise machen es möglich: Ab heute wird in Hamburg wieder Aluminium produziert – im ehemaligen Hamburger Aluminium-Werk (HAW), das jetzt Trimet Aluminium heißt. Der erste Ofen wird heute Abend die nötige Betriebstemperatur erreicht haben. „Die Stimmung ist euphorisch“, sagt Jörg Prepeneit, Leiter der Elektrolyse, dem zentralen Produktionszweig des Werks: 270 Elektrolyse-Öfen sollen dort bis Ende Oktober wieder angefahren werden.

133.000 Tonnen jährlich will man produzieren – so viel, wie bis Ende 2005 Usus waren, als das Werk trotz Rentabilität geschlossen wurde. Politiker hatten mehrfach bei den Gesellschaftern interveniert. Die hohen Strompreise sowie die Angst vor Geldforderungen eines Nachfolgers waren Argumente für die Verkaufsweigerung. Die Folge: 440 Mitarbeiter wurden entlassen, das Werk stillgelegt.

Doch inzwischen stieg der Aluminium-Preis, und die Essener Trimet-Gruppe erwarb das Werk. 30 bis 50 Millionen Euro investiert das Unternehmen in die Wiederaufnahme der Produktion. „Wir gehen davon aus, dass wir hier während der nächsten zehn bis 20 Jahre profitabel produzieren können“, sagt Martin Iffert, Bereichsvorstand der Primärproduktion. Der weltweite Aluminiumbedarf steige derzeit um fünf bis sechs Prozent pro Jahr. Und solange dies den Strompreis aufwiege, könne man rentabel arbeiten.

Soll heißen: 350 bis 400 Mitarbeiter sollen während der nächsten Monate eingestellt werden. „Zu 40 bis 50 Prozent sollen das ehemalige HAW-Mitarbeiter sein“, sagt Prepeneit. Weitere 30 bis 35 Prozent sollen aus dem Ende 2006 geschlossenen Stader HAW-Werk kommen. Die restlichen zehn bis 15 Prozent der Stellen werden extern besetzt.

Derzeit baue man einen Stamm von Mitarbeitern mit spezifischem Know-how auf, um die Elektrolyse-Öfen reibungslos anfahren zu können. Die übrigens schon lange energiesparend arbeiten, darin sind sich Prepeneit und Iffert einig. Nur der Ofen, der die für die Produktion unerlässlichen Anoden herstellt, ist veraltet und soll bis 2008 modernisiert werden. Durch kürzere Brennphasen wird er besonders energiesparend arbeiten können. Was auch nötig ist: Aluminiumproduktion ist, da die Schmelze mit Hilfe von Strom erfolgt, energieintensiv und besonders abhängig vom Strompreis der Region.

Und hier liegt laut Iffert auch ein Nachteil des Hamburger Standorts: „Es ist bizarr, dass man im Norden höhere Strompreise und Netzgebühren zahlt als in anderen Landesteilen.“ Hier sei man im Gespräch mit Politkern. „Und wenn die uns eine Garantie für vernünftige Strompreise in den nächsten zehn Jahren geben, unterschreiben wir sofort eine Standortgarantie“, sagt Iffert.

Andererseits biete Hamburg Vorteile: „Da ist einmal die Anbindung an den Hafen. Außerdem der Umstand, dass auf dem Gelände auch Weiterverarbeitung stattfinden könnte – sowie die Tatsache, dass wir eigene Anoden herstellen können.“

Außerdem ist Iffert sicher, dass die Nachfrage nach Aluminium gerade in Europa weiter steigen wird. Denn die Emissionsvorschriften verschärfen sich. Ein Auto kann nur spritärmer fahren, wenn es leichter ist, also Metall durch Aluminium ersetzt wird.“ Langfristige Aufträge für das Hamburger Werk gebe es aber noch nicht. „Die Automobilisten kaufen recht kurzfristig ein“, sagt Iffert.

Auch, dass Trimet seinen Mitarbeitern befristete Verträge gebe, räumt er ein. „Aber das gilt nicht nur für Hamburg und hat mit der Lebensdauer des Werks nichts zu tun. Bei Trimet gab es in den letzten zehn Jahren nur eine Handvoll Verträge, die wir nicht verlängert haben.“