„Kunden achten auf Herkunft des Stroms“

AKW-DEBATTE Run auf Ökostrom in Schleswig-Holstein. Jeder zweite Neukunde meidet Atomstrom

Während die Arbeiter im japanischen Atomkraftwerk Fukushima noch immer gegen die Atomkatastrophe kämpfen, verzeichnen manche Stromversorger im Norden einen Run auf Ökostrom. Seit den Ereignissen in Japan sei der Anteil von Neukunden, die sich für einen Ökostromtarif entscheiden, stark gestiegen, sagte Peer Holdensen von den Stadtwerken Flensburg am Dienstag.

Derzeit wähle beim Vertragsabschluss fast jeder zweite Kunde Energie aus erneuerbaren Quellen, berichtete Holdensen. Insgesamt hätten bei den Flensburger Stadtwerken bereits zehn Prozent der etwa 95.000 Kunden einen entsprechenden Vertrag.

Bei den Stadtwerken Lübeck beziehen derzeit rund 700 der 115.000 Kunden den seit dem Jahr 2009 angebotenen Ökostromtarif. „Unmittelbar nach dem Unfall in Fukushima haben wir in einer Woche 100 neue Ökostromkunden bekommen“, sagte Unternehmenssprecher Lars Hertrampf am Dienstag. „Statt auf den Preis achten die Kunden jetzt verstärkt auf die Herkunft ihres Stroms.“

Die Stadtwerke Neumünster gewannen 2010 im Vergleich zum Vorjahr über 80 Prozent mehr Ökostromabnehmer hinzu, und die Nachfrage steige weiter. „Deswegen kaufen wir derzeit Strommengen aus erneuerbaren Energiequellen zu“, berichtet Unternehmenssprecherin Manuela Schütze.

Auch im Service-Center der Kieler Stadtwerken fragen in letzter Zeit spürbar mehr Kunden nach Ökostrom. Bisher haben sich rund 3.000 Bezieher für den angebotenen „grünen“ Tarif entschieden, das sind knapp zwei Prozent. „In Zukunft werden wir verstärkt in den Bau von Solaranlagen und Blockheizkraftwerken mit energieeffizienter Kraft-Wärme-Kopplung investieren, um den Anteil ökologisch gewonnenen Stroms kontinuierlich zu erhöhen“, erläutert Sönke Schuster von den Kieler Stadtwerken. (dpa)