„Man kooperiert und spioniert“

GEHEIMDIENST Abhören und ausspähen sei selbst bei engsten Partnerstaaten normal, sagt der Experte Schmidt-Eenboom. Das gelte auch für Nato-Länder

BERLIN taz | Der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom ist wenig überrascht von den Berichten, dass der Bundesnachrichtendienst mit der Türkei auch einen Nato-Partner ausspäht. „Im nachrichtendienstlichen Gewerbe gibt es immer diese Doppelgleisigkeit, man kooperiert mit Staaten und forscht sie gleichzeitig aus“, sagte der Direktor des Forschungsinstituts für Friedenspolitik im Interview mit der taz. Deshalb sei es für ihn auch nicht überraschend, dass der BND Gespräche von US-Außenministern aufgenommen habe. „Diplomatische Quellen werden auch abgeschöpft“, so Schmidt-Eenboom.

Die Türkei hat den deutschen Botschafter Eberhard Pohl am Montag zur Klärung der mutmaßlichen Ausspähung durch den Bundesnachrichtendienst einbestellt. Außenminister Ahmet Davutoglu sagte, sollte Deutschland den Nato-Partner wirklich ausspioniert haben, wäre dies „inakzeptabel“ und „unentschuldbar“.

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