Kalter Krieg um Bremerhavener Eisstadion

Eishockey-Club muss warten: SPD-Oberbürgermeister und CDU streiten, welcher Architekt das Stadion entwerfen darf

Rempler und Body-Checks – beim Kampf um den Puck gehört das dazu. In der Heimatstadt des Eishockey-Zweitligisten Fishtown Pinguins Bremerhaven ist rüder Stil auch jenseits der Bande angesagt: wenn es um die Frage geht, welches Architekturbüro den Zuschlag für den Neubau eines Eisstadions bekommt.

SPD-Oberbürgermeister Jörg Schulz habe sich „schon lange vor den Beratungen auf ein auswärtiges Büro festgelegt“, behauptet CDU-Fraktionschef Paul Bödeker, und in einer Wette mit einem Parteifreund ist er vor Wochen noch weiter gegangen. Der Architekturauftrag, wettete er, werde nach Braunschweig vergeben. „Die Flasche Sekt habe ich gewonnen“, ist er sicher.

Auch wenn es derzeit erst einmal anders aussieht. Denn der Aufsichtsrat der städtischen Stadthallen-GmbH, die das Projekt stemmen soll, hat einstimmig für eine Vergabe an das Bremerhavener Architekturbüro Grannemann & Mielke gestimmt – so wie es der eigens für den Stadionbau gegründete „Lenkungsausschuss“ zuvor einstimmig empfohlen und der Magistrat anschließend einstimmig beschlossen hatte. Schulz war der Ausschuss-Sitzung ferngeblieben, im Magistrat enthielt er sich der Stimme. Es sei ihm, begründete er, „um die Befürchtung gegangen, dass Mitbewerber das Vergabeverfahren anfechten könnten.“

Mindestens zwei haben das inzwischen getan. Die mit der Ausschreibung betraute Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) hatte nämlich präzise Kriterien für die Vergabe aufgestellt: Termintreue, Kostenkontrolle und „Erfahrung im Eishallenbau“. Weil Grannemann Letzteres nicht vorweisen kann, stehen die Chancen insbesondere des Braunschweiger Büros KSP, doch zum Zug zu kommen, gut.

„Die BIS hat getrickst, bis die Kessel fliegen“, schäumt Bödeker. Die inhaltlich leeren Vergabekriterien seien bloße „Verhinderungskriterien“ – gegen Grannemann. Der gilt als „CDU-Hausarchitekt“ und Freund Bödekers. „Sie waren als Bewerber gesetzt“, heißt es in einem der taz vorliegenden Schreiben der BIS an ihn.

Von Seilschaften ist indes auch in der anderen Richtung die Rede. Es gebe „eine bestimmte Verbindung“ vom für die Vergabe zuständigen BIS-Mitarbeiter Volkert Osterloh zu KSP. Osterloh, der vor mehr als 30 Jahren in Braunschweig studiert hat, bestreitet das: „Mit den dort agierenden Leuten habe ich nie etwas zu tun gehabt.“

Die CDU, forderte Schulz inzwischen, müsse „den Weg für eine ordnungsgemäße Vergabe frei machen“. Als „Kriegserklärung“ wertete es Bödeker. Die Ausschreibung müsse komplett wiederholt werden, verlangt er – auch wenn er dann seinen Sekt riskiert. SIM