Börsen sacken weiter

Neue Kursrutsche in Asien ziehen die Märkte in aller Welt nach unten. Anleger und Experten verunsichert

Analysten zweifeln: „fallendes Messer“ oder „Sturm im Wasserglas“?

FRANKFURT/BERLIN rtr/taz ■ Die Homepage der Deutschen Börse in Frankfurt war gestern permanent überlastet. Kein Wunder: Die Anleger sind beunruhigt, denn die Baisse ist noch nicht vorbei. Im Gegenteil: Zum Wochenbeginn sackten die Indizes gestern weltweit noch einmal tiefer nach unten: Der Deutsche Aktienindex (DAX) der 30 wichtigsten deutschen Börsenwerte verlor im Verlauf des Vormittags gut 2,5 Prozent, am Nachmittag lag er mit rund 6.500 Punkten immer noch 1,72 Prozent im Minus. Damit hat der Leitindex innerhalb einer Woche gut 8 Prozent eingebüßt –nachdem er gerade erst die wichtige 7.000-Punkte-Marke geknackt hatte.

Noch schlechter erging es dem Rest der DAX-Familie. Der MDAX lag gestern Nachmittag noch mit 2,8 Prozent unter dem Vortageswert – und hatte da schon eine rasante Aufholjagd hinter sich. SDAX und TecDAX pendelten zwischen minus 3,2 und minus 3,4 Prozent, nachdem sie morgens um mehr als 4 Prozent nachgegeben hatten.

Aktienhändler und Analysten schwankten, ob sie beunruhigt oder ganz gelassen sein sollten. „Im Moment sieht es nach einem fallenden Messer aus“, sagte Udo Becker von Merck Finck – der Börsenjargon für „erst mal bloß nicht investieren“. Kapitalmarktanalyst Kai Stefani von der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors erkannte dagegen gerade mal „einen Sturm im Wasserglas“.

Die Verluste an den deutschen und anderen europäischen Börsen waren nur zum Teil der anhaltend schlechten Stimmung geschuldet. Diese war in der vergangenen Woche ausgelöst wurden, als die Aktienmärkte weltweit ins Trudeln gerieten, nachdem die Börse in Schanghai einen Einbruch um 9 Prozent vermeldet hatte. Die New Yorker Börse verzeichnete den größten Kursverfall seit dem 11. September 2001. Beobachter hatten daraufhin erklärt, die Märkte würden den Schock wohl zum Anlass nehmen, sich zu konsolidieren.

Besonders weit gekommen zu sein schienen sie damit gestern noch nicht. Die Kettenreaktion lösten wiederum die asiatischen Börsen aus, die erneut mit einem Kursrutsch in die Woche starteten. In Hongkong verlor der Leitindex wieder 4 Prozent. Auch an den Börsen in Schanghai, Südkorea, Taiwan, Indien und Singapur sackten die Kurse. Der Nikkei-Index in Tokio verzeichnete mit einem Abschlag von 3,34 den größten Tagesverlust der letzten neun Monate. Zumindest dafür gab es eine nachvollziehbare Erklärung: Nach der jüngsten Aufwertung des Yen verkauften viele Japaner ihre Anteile an exportorientierten Unternehmen. BW