„Kuriose Beweismittel“

FÜHRUNG “Stattreisen“ zeigt Gefängniszellen und kuriose Asservate im Polizeipräsidium in der Vahr

■ 43, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Bei Stattreisen Bremen hat er sich „auf den Blick hinter die Kulissen“ spezialisiert.

taz: Herr Calic, wie kam die Idee zustande, eine Führung durchs Polizeipräsidium anzubieten?

Andreas Calic: Ich recherchiere für meine anderen Stadtführungen viel zum Thema Kriminalität. Dabei habe ich auch mal mit der Polizei gesprochen und gemerkt, was für ein spannender Ort das Polizeipräsidium ist. Dort gibt es zum Beispiel eine Vitrine mit kuriosen Beweismitteln, die teilweise vor 60 Jahren sichergestellt wurden.

Was sind das für Sachen?

Zum Beispiel das Einbruchsmaterial des sogenannten „Villenschrecks“, der in den 60er-Jahren vor allem in Schwachhausen unterwegs war. Er hatte sein ganzes Material selbst gebastelt, zum Beispiel Schuhüberstülper, damit seine Fußabdrücke ihn nicht verrieten. Auch steht in der Vitrine der Überrest eines sogenannten autoerotischen Unfalls. Ein Mann hatte versucht, sich mit einem selbst gebauten Elektrogerät sexuell zu stimulieren, was fehlgeschlagen ist.

Besichtigen Sie auch aktuelle Gefängniszellen?

Ja, zum Beispiel Gruppenzellen, in denen kriminelle Fußballfans unterkommen oder Zellen für besonders aggressive Insassen, die darin ans Bett oder an die Wand gefesselt werden können. In diesen Zellen befindet sich nichts, was kaputtgehen kann.

Wie kritisch gestalten Sie Ihre Führung? Werden auch Abschiebezellen besichtigt oder wird die Brechmittel-Folter thematisiert, an der Laye Condé 2004 starb?

Die Führung mache ich zusammen mit Polizisten. Die Brechmittelverabreichungen behandeln wir in der Führung nicht, da sie hauptsächlich noch im alten Polizeipräsidium geschahen. Wir bieten aber eine gesonderte Führung speziell dazu an. Abschiebegefängnisse werden Thema sein. Im Vergleich zu den katastrophalen Zuständen, die noch vor gut 15 Jahren herrschten, sind die Bedingungen schon deutlich humaner geworden.

Sie organisieren häufiger kriminalgeschichtliche Rundgänge. War es einfach, die Zustimmung der Polizei für diese Führung zu bekommen?

Interessanterweise war das überhaupt kein Problem. Die Polizei hat ein großes Interesse an Transparenz. Sie wollen, das gesehen wird, was sie machen.

INTERVIEW: CATIANA KRAPP

14 Uhr, Polizeipräsidium, In der Vahr 76. Weitere Termine: 24. 9., 29. 10., 26. 11., 3. 12. Anmeldung & Infos: www.stattreisen-bremen.de