Erfolgsmodell Familienhebamme

MÜTTERHILFE Mehr Familien bekommen Unterstützung . Experten fürchten dennoch Nachwuchsmangel

Familienhebammen genössen anders als Jugendämter einen Vertrauensvorschuss

Sie unterstützen Schwangere und junge Mütter, damit Kinder einen guten Start ins Leben bekommen: Fast 300 Familienhebammen in 42 Kommunen sind nach Angaben der Stiftung „Eine Chance für Kinder“ in Niedersachsen im Einsatz. Das Modell der frühen Hilfe zeige Erfolge und mache bundesweit Schule, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Adolf Windorfer. „Die frühe aufsuchende Intervention von Familienhebammen hilft, die oft über Generationen währende Spirale aus Vernachlässigung und Gewalt zu durchbrechen.“

Von rund 680.000 Kindern, die jährlich in Deutschland geboren werden, stünden zwischen 50.000 und 80.000 in Gefahr, emotional und körperlich vernachlässigt zu werden, sagte Windorfer. „Diese Kinder werden nicht so versorgt und aufgezogen, wie man es von Eltern erwartet.“ Oft seien die Mütter selbst in einer schweren Lage. Sie seien minderjährig, alleinstehend, überfordert oder krank.

Nach der Auswertung der Stiftung in 18 niedersächsischen Kommunen hat sich die Situation von Mutter und Kind nach mehr als 75 Prozent der Betreuungen durch die Familienhebammen verbessert. Oft seien es ganz praktische Fragen, die geklärt würden, berichtete die Familienhebamme Stefanie Glaubitz aus ihrer Betreuung einer 15-Jährigen: „Stillt die Mutter oder wie wird das Kind gefüttert? Wie und wann kann die junge Mutter wieder zur Schule gehen?“ Die Familienhebammen genössen anders als oft die Jugendämter einen Vertrauensvorschuss, sagte Glaubitz.

Die Krise des Hebammenberufs durch ausufernde Versicherungsbeiträge gefährde auch die Hilfe durch Familienhebammen, warnte Windorfer. Ein Nachwuchsmangel sei bereits abzusehen. In Niedersachsen bildet die Stiftung Hebammen und auch Kinderkrankenschwestern in jeweils 400 Stunden zu Familienhebammen fort.  (epd)