Der Vertrauensmann

Er hat nicht lange überlegt, als ihn der Landwirtschaftsminister wegen des Postens gefragt hat. Nun ist Edgar Schallenberger der erste „Vertrauensmann für Tierschutz in der Landwirtschaft“ in Schleswig-Holstein. „Ich bin jetzt eine Art Beichtpastor“, erklärt Schallenberger. Der 66-jährige pensionierte Kieler Professor für Tierzucht und Tierhaltung findet es überfällig, dass es einen unabhängigen Ansprechpartner gibt. Er ist ausgebildeter Tierarzt, hat einige Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet und kennt somit beide Seiten: die der Kontrolleure und die der Landwirte. Nun will er sie an einen Tisch bringen.

Der ist, finanziell gesprochen, nicht besonders reich gedeckt: 150 Euro für Benzin und Telefon bekommt Schallenberger pro Monat, dazu darf er sein Dienstzimmer in der Christian-Albrechts-Universität behalten. Dort sollen Fragen besprochen werden, die laut Schallenberger komplizierter sind, als sie in den Medien erscheinen, so zum Beispiel die Schnäbel-Kürzungen bei Hühnern. „Nicht alle Tiere mit gekürzten Schnäbeln verletzen ihre Artgenossen nicht“, sagt der neue Vertrauensmann, der auf Fachkenntnis setzt, um solche Konflikte zu lösen.

Auch den Begriff „artgerechte Tierhaltung“ findet Schallenberger diffus und deshalb schwierig: „Ich finde, dass man am ehesten von einer Übereinstimmung tierischer und menschlicher Bedürfnisse sprechen kann“, sagt er. „Denn jede Nutztierhaltung ist eine Einschränkung für die Tiere.“ Für den gebürtigen Allgäuer wurzeln viele der Probleme in der Landwirtschaft in der schlechten Bezahlung der Bauern. Er kenne keinen Bauern, „der gerne Tiere quält“.

Man könnte annehmen, dass der Kieler nun als Ansprechpartner von Landwirten, Tierzüchtern, Veterinären und Verbrauchern zwischen den Stühlen sitzt – tatsächlich sieht er sich als Anlaufstelle für alle. Nicht aber als Oberkontrolleur: „Die Leute sollen keine Nachteile haben, wenn sie sich an mich wenden.“ Hilfreich ist da auch, dass er Hinweise anonym weitergeben kann. KEILA ECKERLEBEN SCHMITZ