NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Winter’s Bone

Kein Film für depressive Vorfrühlingsabende, wenn er auch fairerweise die eine oder andere entspanntere Atempause zwischen all dem Unglück lässt: Eine gottverlassene Gegend, die nicht grad so ausschaut, als wäre sie Teil der früheren Führungsnation der „Freien Welt“. Das rurale Missouri wird in bedrückender Weise lebendig (oder gerade nicht) gemacht. Regisseurin Debra Granik ist es gelungen, in diese trostlose Landschaft eine geradezu herzzerreißende Geschichte zu pflanzen, deren Realismus sich weniger an konkreten Handlungselementen als an der düsteren Atmosphäre festmacht. Ungewöhnlich und deshalb sehr auffällig sind die vielen dominanten Frauenrollen, Männer scheinen im Wesentlichen damit beschäftigt zu sein, ihre Synapsen mit diversen Substanzen wegzubrennen und auch ansonsten nur Scheiße zu bauen – eine ganz und gar nichtsnutzige Bande. Der existenzielle Ärger bleibt an den Frauen hängen. Die häufigste Szene im Film: Eine Frau steht, den Eingang zum heiligen Heim versperrend, auf einer kleinen rumpligen Veranda und redet mit einer anderen Frau, die in wichtiger Angelegenheit vorbeigekommen ist. Letztere ist in aller Regel Jennifer Lawrence, die als Ree brilliert, jenes Mädchen, das für ihre beiden Geschwister, die psychisch kranke Mutter und das Haus sorgen muss und dazu in wenigen Tagen den verschwundenen Vater finden muss: tot oder lebendig. Das Episodenhafte des Films, die verschiedenen Anlaufpunkte, an denen Ree Hilfe sucht, wird glaubhaft und spannend zusammengehalten; eine unaufgeregte, Voyeurismus vermeidende, dabei aber nicht langweilige Kameraführung mit ein paar genretypischen Steadycam-Szenen hält auch den hollywoodverdorbenen Zuschauer ganz gut bei der Stange. in 8 Kinos KRT