DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Baden diesmal im Herbst

MISTWETTER Weil der italienische Sommer schlimm verregnet ist, kommt die Tourismusindustrie auf ungewöhnlich unitalienische Gedanken

Italienisch ist ja schön, aber beim Wort „destagionalizzare“ kommt man doch ins Zweifeln. Es tut weh – und das nicht nur wegen des zungenbrecherischen Neologismus. Nein, was Umberto Moratti, Bürgermeister des toskanischen Badeortes Forte dei Marmi, vorschlägt, rührt direkt an den heiligen italienischen Sommer. Zum Endes dieser für die Tourismusindustrie katastrophal verregneten SAISON hat er einen Brandbrief an die italienische Kultusministerin Stefania Giannini geschrieben, in dem er die Verlängerung der Schulferien bis zum 1. Oktober fordert. Diese Entzerrung der Saison, dieses „destagionalizzare“ also, sei der richtige Weg, um die vom Wetter gebeutelte Badeindustrie zu retten.

Doch Ministerin Giannini schloss eine Verlängerung der Ferien umgehend aus – schließlich müssten auch in Italien inzwischen meist beide Elternteile einer Erwerbsarbeit nachgehen. Was also tun mit all den Bademeistern, Kokosnussanbietern und Surfschulinhabern? Am ehemaligen Teutonengrill der Adria will man statt frenetischem Strandleben nun eine zeitlich bis in den Spätherbst ausgedehnte „Komforterholungszone“ etablieren. Wer im Oktober schon mal an der Adria war, weiß, dass Wetter und Wasser da durchaus mitspielen würden. Ob die Italiener aber an ihren Stränden Ruhe suchen, darf sehr bezweifelt werden. AW