Für einen Zirkus ohne wilde Tiere

ETHIK Peta fordert erneut per Petition Verbot von öffentlichen Auftritten: Dressur und Käfige quälen

BERLIN taz | Gold, Glitzer, Gewalt: Die Tierrechtsorganisation Peta unternimmt mit einer Petition einen erneuten Versuch, exotische Tiere im Zirkus zu verbieten. 638.000 Unterschriften übergibt die NGO heute dem zuständigen Bundesagrarministerium in Berlin, zuvor soll es eine Kundgebung für Tierrechte geben.

Das Wildtierverbot im Zirkus wird seit Jahrzehnten diskutiert. Bereits vor zehn Jahren hatte der Bundesrat die damalige rot-grüne Bundesregierung aufgefordert, exotische Tiere in der Manege zu verbieten. Dann erneut 2011.

Heute startet Peta wieder einen Versuch – an einem für Tierrechtler historischen Datum: Am 20. August vor genau 20 Jahren brach die Elefantenkuh Tyke aus einem Zirkus in Hawaii aus. Sie hatte zuvor ihren Trainer in der Manege totgetrampelt. Mit 86 Schüssen brachte die Polizei das 3,6 Tonnen schwere Tier mitten auf der Straße zur Strecke. Online zeigt Peta den Tod des Zirkuselefanten – und wirbt so für die Petition.

„Immer mehr Leute mögen Tierquälereien im Zirkus nicht mehr sehen“, erklärt Peter Höffken, Zoologe und Fachreferent von Peta, „dies zeigen wir heute der Bundesregierung.“ Die Tierschutzaktivisten kritisieren die langen Transporte auf Tournee sowie das Anketten der Elefanten in der Nacht. Im reisenden Zirkus könnten die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. Viele exotische, nicht domestizierte Arten litten besonders darunter. Laut Peta ist es in deutschen Zirkussen während der letzten fünf Jahre zu 110 Ausbrüchen und 26 Unfällen gekommen. Auch die Bundestierärztekammer stellt sich bereits seit 2010 gegen Nashörner, Flusstiere, Affen und Elefanten im Zirkus. Es gebe genügend hervorragende Zirkusse mit Haus- statt Wildtieren, so beispielsweise den Zirkus Roncalli.

Für Peta sind bereits Dressur und Einsperren Tierquälerei. „Die Kunststücke sind immer abgeleitet von natürlichen Verhaltensweisen“, sagt hingegen Dirk Candidus vom Zirkus-Lobbybündnis „Tiere gehören zum Circus“, das den traditionellen Zirkus verteidigt. Das natürliche Verhalten der Tiere werde bei der Dressur nur weiterentwickelt. „Tierhaltung in Zoo und Zirkus ist im Sinne der Tiere“, meint Candidus. Ein Verbot von Zirkustieren käme einem Zirkusverbot gleich. 16 europäische Länder, unter anderem Österreich, Dänemark, Schweden und England haben allerdings bereits sämtliche oder bestimmte Wildtierarten im Zirkus verboten.

Das große Ziel von Peta ist ein komplettes Tierverbot im Zirkus in Deutschland. Wie in Griechenland: Dort gibt es Zirkus nur ohne Tiere. MERIÈM STRUPLER