Geld fürs Nichtstun kann Regenwald retten

KLIMASCHUTZ Norwegen ist eines der wichtigsten Geberländer bei den internationalen Finanzhilfen zum Schutz der Bäume. Jetzt legt die Regierung eine gemischte Erfolgsbilanz ihrer Initiative vor

STOCKHOLM taz | Finanzhilfen können die Vernichtung des Regenwalds stoppen, wenn die Waldländer diese Politik unterstützen. Aber bei einigen Ländern ist das nicht der Fall. Das ist das durchwachsene Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Zwischenbilanz der norwegischen Regenwaldinitiative. Ausgehend davon, dass mehr als 11 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus der Zerstörung von Wäldern kommen, hat Norwegen seit 2007 den Regenwaldschutz zu einem Schwerpunkt seiner Klimapolitik gemacht. Jährlich fließen 3 Milliarden Kronen, rund 370 Millionen Euro, in einen Fonds, aus dem Länder Ausgleichszahlungen dafür bekommen, dass sie den Wald stehen lassen.

Von einem „internationalen Erfolg“ spricht Klima- und Energieministerin Tine Sundtoft. Und nach dem Bericht der Hilfsorganisation Norad trifft diese Einschätzung auf jeden Fall auf Brasilien, den wichtigsten norwegischen Partner, zu. Fast die Hälfte der norwegischen Gelder flossen dorthin und konnten laut Sundtoft dazu beigetragen, dass der Erdatmosphäre 3 Milliarden Tonnen CO2 „erspart“ blieben – das 60-Fache des norwegischen Klimagasausstoßes in einem Jahr.

Anders sieht es allerdings für andere Kooperationspartner aus. In Guayana tue die Politik ganz einfach zu wenig, um die Minenindustrie, die vorwiegend hinter der Abholzung der Wälder stehe, zu regulieren. In Tansania besitze der Staat zu wenig Wald für echte Resultate. Und in Indonesien drohten bereits erreichte Fortschritte wegen politischer Wechsel und fehlender Rechtssicherheit wieder zunichtegemacht zu werden. Insgesamt lautet die Kritik: Für viele Regenwaldländer hat Waldschutz nicht wirklich Priorität.

Dennoch habe die norwegische Klima- und Waldinitiative („KoS“) „im Großen und Ganzen“ ihre Ziele erreicht. KoS habe entscheidend geholfen, REDD+ (ein UN-Programm mit Geld bei Waldschutz) in die Klimaverhandlungen zu integrieren. Wichtige Fortschritte gebe es beim praktischen Regenwaldschutz, und dieses Thema sei fest auf der internationalen Agenda verankert.

Unzufrieden zeigt man sich in Oslo allerdings mit der Verwaltung von Fördergeldern, die über die Forest Carbon Partnership Facility (FCPF) der Weltbank sowie das REDD-Programm der UNO fließen. Deren Arbeit sei oft ineffektiv und teilweise schlecht koordiniert. Weitaus effektiver sei die Verwendung der Gelder, über die Norwegen selbst bestimme.

„KoS“ wird jedenfalls fortgesetzt, weitere 18 Milliarden Kronen sind eingeplant. Vom norwegischen „Regenwaldfonds“, der mit über 70 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen in elf Regenwaldländern zusammenarbeitet, kommen Verbesserungsvorschläge. Man solle sich auf die Länder konzentrieren, die „wirklich eine Änderung wollen“ und „etwas gegen die Industrien, die für die Abholzung stehen, tun“, meint deren Generalsekretär Dag Hareide. Wichtig seien vor allem mehr Rechte für lokale Gemeinschaften. In Brasilien etwa sei die Abholzung dort am geringsten, wo die Rechte der Lokalbevölkerung am größten seien: „Sie haben ja auch das größte Interesse, denn es ist in erster Linie ihre Lebensgrundlage, die da gerettet wird“, sagt Hareide.

Eine aktuelle Studie des World Resources Institute (WRI) untermauert diese Ansicht. Demnach wird der Wald 8- bis 16-mal so schnell vernichtet, wenn es keine lokale Kontrolle gibt. Fazit des WRI: Waldrechte für lokale Gemeinschaften bringen viel mehr für den Klimaschutz als staatliche oder private Kontrollsysteme. REINHARD WOLFF