Karstadt-Mitarbeiter müssen weiter zittern

HANDEL Mit Spannung erwartete Aufsichtsratssitzung der Warenhauskette verschoben. Arbeitsdirektor verlässt das Unternehmen. Kaufhof weist Spekulation über Zusammengehen der Konkurrenten zurück

DÜSSELDORF rtr/afp/taz | Beim angeschlagenen Warenhauskonzern Karstadt geht die Ungewissheit weiter: Wenige Tage nach dem Besitzerwechsel verlassen die Chefs den Konzern. Am Dienstag wurde bekannt, dass Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz von Bord geht und Finanzvorstand Miguel Müllenbach übergangsweise allein die Führung übernimmt. Zudem sagte das Management um den neuen Besitzer René Benko die für Donnerstag vorgesehene Aufsichtsratssitzung ab, auf der ursprünglich die „Rettungspläne“ Benkos abgesegnet werden sollten.

Der österreichische Immobilieninvestor wolle zunächst den Beschluss des Kartellamtes zur Übernahme des Essener Traditionskonzerns und die Neuwahl der Anteilseigner-Vertreter abwarten, teilte Karstadt mit. Ein neuer Termin, an dem das Sparkonzept abgesegnet werden könnte, ist nicht bekannt.

Eine Genehmigung durch das Kartellamt dürfte innerhalb von vier Wochen erfolgen. So lange müssen die rund 17.000 Karstadt-Mitarbeiter weiter bangen. Aufsichtsratschef Stephan Fanderl versicherte indes, die Sanierung von Karstadt „zügig und entschlossen“ anzugehen. Er hatte bereits „schmerzhafte Einschnitte“ angekündigt und die Überlebensfähigkeit von mehr als 20 der 83 von Benko komplett erworbenen Kaufhäuser infrage gestellt. „Wir erwarten, dass nach dem Kartellamtsbeschluss schnell ein tragfähiges Konzept vorgelegt wird“, sagte Eva Völpel, Sprecherin der Gewerkschaft Ver.di.

Der bisherige Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hatte seine Anteile in der vergangenen Woche für 1 Euro an Benko und dessen Signa-Gruppe abgegeben. Dringende Entscheidungen waren bereits nach dem abrupten Abgang von Firmenchefin Eva-Lotta Sjöstedt Mitte Juli verschoben worden. Ursprünglich sollte sich der Aufsichtsrat bereits Ende Juli mit der Zukunft des Einzelhandelsriesen beschäftigen.

Karstadt-Konkurrent Kaufhof wies derweil Spekulationen über ein Zusammengehen der beiden Firmen zurück. „Wir diskutieren diese Option nicht“, sagte Kaufhof-Sprecher Gerd Koslowski dem Tagesspiegel. Der Eigentümerwechsel bei Karstadt habe daran nichts geändert. Im Übrigen sei Kaufhof „seit ewigen Zeiten profitabel“.