Geistige Brandstiftung

betr.: „Das Tabu in Frage stellen“, taz vom 1. 3. 07

Die Gründung des „Zentralrats der Ex-Muslime“ hat in Deutschland noch ein ganz anderes Potenzial, das sich leicht erkennen lässt, wenn man entsprechende Internetrecherchen startet: Die immer besser aufgestellte rechte Community nimmt die Gründung des Verbandes begeistert auf. Ebenso, wie sie es bei den Kopftuch-runter-Initiativen von Frau Deligöz und anderen kritischen Muslimen tut, die oft aufgrund der fehlenden nationalsozialistischen Familiengeschichte die Tragfähigkeit der deutschen Demokratie zu überschätzen scheinen und fröhlich und unbeschwert geistige Brandstiftung betreiben.

Der derzeit prominenteste Ex-Muslim der Welt ist wahrscheinlich der US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama. Sein Vater war Muslim, er selbst gehört einer protestantischen Kirche an, womit er theologisch als vom Glauben abgefallen gilt. Soweit ich weiß, wird Obama weder bedroht noch hat seine Konversion jemals ein Problem dargestellt oder wird von ihm oder der islamischen Öffentlichkeit auch nur ansatzweise thematisiert, obwohl er sich aufgrund der exponierten Position geradezu als Zielscheibe aufdrängen würde.

Heftig thematisiert wird seine Konversion aber in „christlich-politischen“ Internetforen und zwar unter dem Motto: „Obama – unser bestes Argument gegen den Islam?!“. ANNETTE BÖCKER, Köln

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