„Domenica ist ein Einzelfall“

Zur Ausstellung über Hamburgs berühmteste Hure

■ 50, Krankenschwester und Betriebswirtin, leitet die von Domenica mitbegründete Beratungsstelle Ragazza in St. Georg.

taz: Frau Greb, ist Domenica, die Vorkämpferin für Hurenrechte, heute noch ein Vorbild?

Gudrun Greb: Ich weiß nicht, ob Prostituierte so viele Vorbilder haben, speziell in Hamburg ist das sehr schwierig. Hamburg hat ja keine Organisation von Frauen, die der Sexarbeit nachgehen wie etwa Hydra in Berlin. Das hat mit den Strukturen auf St. Pauli zu tun.

Sie meinen die Zuhälter?

Ja, das war mal die Nutella-Bande, dann waren es die Albaner, jetzt ist es Marek. In St. Pauli kann ja nicht Lieschen Müller hingehen und auf dem Strich arbeiten, da ist ja im Prinzip jede Gehwegplatte vermietet. Die Drogenfrauen, die wir hier in St. Georg beraten, würden auch gerne in St. Pauli arbeiten, aber die würden da sofort vertrieben.

Haben auch die Drogenfrauen Probleme mit Zuhältern?

Eigentlich weniger, weil aus ihnen in der Regel kein Geld rauszupressen ist. Die brauchen das Geld für ihren Konsum.

Domenica hat einmal gesagt, ihr selbst mache die Arbeit Spaß, aber jungen Frauen würde sie davon abraten.

Domenica hat in den letzten Jahren immer wieder gesagt: Prostitution ist Scheiße, das kann man nicht aushalten. Dazu muss man aber den gesellschaftlichen Kontext sehen: Es gibt keine positive Bewertung dieser Arbeit.

Na ja, Domenica ist sogar bedichtet worden.

Domenica ist ein Einzelfall, nicht umsonst gibt es eine Ausstellung zu ihr. Wenn man die Talkshows anguckt, in denen sie zuletzt auch ein stückweit verheizt wurde, sieht man, dass sich keine Frau hinstellen kann und sagen: Das ist alles toll. Dieser Beruf kann nicht toll sein, so lange man ihn in diesen Verhältnissen hält: illegalisiert, unter klandestinen Bedingungen und gesellschaftlich abgewertet. Interview: wie

Ausstellung „Domenica – Ein Leben, das nicht reichte“: heute, 11 -23 Uhr, St. Pauli Museum. Bis 30. Juni