Schreiber gibt Entwarnung

MOSCHEE-NEUBAU Der Bezirksamtschef Mitte beruhigt die Bürger in Billstedt: keine Minarette, keine Extremisten

„Mit Billstedt kann man das machen!“, brüllt ein Anwohner aus den hinteren Reihen des Saals im Panoramahotel. „Warum bauen die unbedingt hier eine Synagoge“, ruft er noch, während er den Raum fluchtartig verlässt. Das Mikrofon nimmt er in seiner Aufregung mit, die angespannte Stimmung bleibt.

Ungefähr 300 vorwiegend ältere Menschen sind gekommen, um über den siebengeschossigen Neubau der Ibrahim-Khalil-Moschee an der Hauptstraße zu diskutieren. „Das Gespräch hätte viel früher stattfinden sollen“, sagt Markus Schreiber (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte, zu dem Billstedt gehört. „Irreführende Berichterstattung“ im Vorfeld habe Ängste in der Bevölkerung geweckt.

In der Mittwochsausgabe hatte die Bild das Landesamt für Verfassungsschutz mit der Bemerkung zitiert, die Moschee werde auch von Anhängern der in Deutschland verbotenen „Hizb ut-Tharir“ (Befreiungspartei) genutzt – einer israel-feindlichen Organisation, die Moscheen unterwandere.

„Der Artikel hat nur zu 30 Prozent recht“, sagt Schreiber. Zwar stand die Moschee bis 2009 unter Beobachtung. Einen Einfluss islamistischer Gruppierungen gebe es aber nicht.

„Wir können Extremisten sehr gut erkennen – die haben bei uns keinen Platz“, sagt Mohammad Basir, Vorsitzender des Vereins Muhajirin Afghanistan, der die Moschee betreibt. Bestehe ein Verdacht, arbeite man sehr eng mit der Polizei zusammen. Das bestätigt auch Thomas Schimmelpfennig vom Polizeihauptkommissariat aus Billstedt. „Man wird auch schon mal sonntags angerufen, wenn Not am Mann ist.“

Die Minarette seien „klugerweise vom Bauherren von vorne herein weggelassen“ worden, lobt Schreiber die Moscheegemeinde. Seine Worte vom Februar: „Wenn wir hier Minarette und Muezzinrufe bekommen, haben wir auch sofort eine Bürgerinitiative am Start und die NPD in der Bezirksversammlung“, haben also Wirkung gezeigt. Alles werde nun nach Baurecht geplant, nichts spräche gegen einen Neubau, sagt Schreiber.

Das der geplante Neubau auch keine „Hochhaus-Moschee“ (Bild) wird, ist schon länger klar. Die Gebetsfläche im Erdgeschoss soll um mehr als die Hälfte schrumpfen. Nichts werde hier gebaut, was nicht auch wirklich gebraucht werde, hatte der Vereinsvorsitzende Basir schon im Februar zur taz gesagt. In den oberen Etagen sind ein Kulturzentrum und ein Altenwohnheim geplant – für Menschen aller Glaubensrichtungen. GUM