LESERINNENBRIEFE
:

Kapitalismus vor Menschenwohl

■ betr.: „Der Wert des Lebens“, taz vom 18. 8. 14

Es ist bekannt, dass unser Gesundheitssystem ein Geschäft ist und nur wenig mit dem Wohl der Kranken zu tun hat. Die Feststellung, „Wer legt den Wert eines Medikaments fest?“, ist berechtigt. Dazu gehört auch, dass man festlegt, wie viel Rendite das Pharmaunternehmen an diesem Artikel hat. Ich kann mir vorstellen, dass an Produkten wie Aspirin oder Viagra schon viele Milliarden Euro verdient wurden. Wenn Sovaldi wirklich Hepatitis C heilen kann, könnte man auch den Profit limitieren und dann mal prüfen, ob der Stückpreis immer noch bei 700 Euro liegt. Gilead hat im 2. Quartal 2014 einen Nettogewinn von rund 3,6 Milliarden Dollar ausgewiesen. Da könnte ich mir vorstellen, dass die Pille auch günstiger sein könnte. Aber es sind ja nur Menschen, die davon profitieren und Kapitalismus kommt vor Menschenwohl. HUBERTUS STORR, Rosenheim

Der Preis der Lebensqualität

■ betr.: „Der Wert des Lebens“, taz vom 18. 8. 14

Wenn ich richtig informiert bin, haben wir zurzeit knapp 200 öffentliche Krankenkassen in Deutschland. Die Privaten sind ergo nicht mitgerechnet. Allgemein bekannt ist auch, dass dieser künstlich aufgeblähte Apparat immense Summen an Mitgliederbeiträgen verschlingt. Darüber sollte mit den zuständigen Herren aus den Gesundheitsressorts und der Politik gesprochen werden. In unserem Wirtschaftssystem richtet sich nun mal der Preis einer Ware nach dessen Herstellungs- und Entwicklungskosten und natürlich auch nach der Nachfrage. In diesem Fall nach dem Bedarf. Der Preis für eine verbesserte Lebensqualität und sogar einer nachweisbaren Heilung jedoch darf nicht verhandelbar sein. Es könnte ja auch mal einen Herrn Andreas Gerber-Grote treffen.

In knapp einem halben Jahr werden „die Karten neu gemischt“, Hauptsache, der Joker wird an die Kranken ausgegeben.

SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Die „schlechten“ Medien

■ betr.: „Rettet diese Seelen!“, taz vom 18. 8. 14

Smartphones sind heute das, was früher das TV oder der Gameboy war. Moderne Medien stehen ständig in der Kritik, besonders im Hinblick auf Kinder. Die TV- und Gameboy-Generation hat weitestgehend ohne größeren Schaden „überlebt“, die Smartphone-Generation wird dies wahrscheinlich auch. Das nächste „schlechte“ Medium kommt bald. JULIA ENGELS, Elsdorf

Mit schwerem Koffer im Schnee

■ betr.: „Taxi mit beschränkter Haftung“, taz vom 20. 8. 14

In fast allen Berichten über das Start-up-Unternehmen Uber versus Taxengewerbe fehlt mir der Hinweis, dass Taxen Bestandteil des ÖPNV sind (7 Prozent MwSt. bis 50 Kilometer, Beförderungspflicht, staatliche Tarifhoheit). Lässt man Uber gewähren, dann muss man konsequent sein und auch die Taxenbranche deregulieren: keine polizeilichen Führungszeugnisse, keine Unbedenklichkeitsbescheinigungen von Sozialversicherung und Finanzamt, freie Preisfindung etc. Ob dann das Mütterchen mit Gehwagen noch für 4,80 Euro vom Arzt zurück zur Wohnung kommt? Was werdet ihr bezahlen müssen, wenn ihr morgens um 1 Uhr mit schwerem Koffer vom Bahnhof nur zwei Ecken weiter müsst? Werdet ihr bei Regen und Schnee Leuchttafeln dabeihaben, um dem Taxifahrer einen attraktiven Preis anzubieten, damit er für euch anhält? ANDRÉ PODSZUS, Norderstedt