Springer plant Internet-TV

Dank Rationalisierung drittes Rekordergebnis in Folge. Noch keine Entscheidung über „Bild“ für Frankreich

Um die wichtigste Nachricht gleich vorwegzunehmen: Nein, Springers Welt ist immer noch nicht profitabel. Doch das Geschäft hat sich dank der kleinen Schwester Welt kompakt auch 2006 „ganz besonders gut entwickelt“, frohlockte Konzernchef Mathias Döpfner bei der gestrigen Bilanzvorstellung: Der Break-even liegt in naher Zukunft: „Ich werde den Tag noch selbst erleben“. Der Mann ist gerade mal 44.

Zum Konzern selbst nur so viel: „Die Zahlen sind gut“, und die hauseigene Online-Offensive soll 2007 fortgesetzt werden. Schließlich schreibt man das dritte Jahr in Folge Ergebnisrekorde (Umsatz knapp 2,2 Milliarden Euro, Jahresüberschuss 291 Millionen Euro), und die Rendite wächst prächtig, obwohl auch in Europas größtem Zeitungshaus die Auflagen bröckeln: Rationalisierung macht’s möglich. Erstmals in der Geschichte hatte Springer 2006 unter 10.000 MitarbeiterInnen – vor sechs Jahren waren es noch knapp 4.000 mehr. Doch auch hier sei die „Talsohle durchschritten“, sagte Döpfner, seit 2006 gelte wieder: „Springer schafft Arbeitsplätze, Springer baut auf.“

Dass im Zuge der zum Gemeinschaftsbüro zusammengelegten Redaktionen von Welt, Welt am Sonntag und Berliner Morgenpost nochmals Personal gehen muss, sei also nur Gerücht, hieß es später im Konzern. Und auch die Proteste in Sachen neue, schlechtere Vertragsbedingungen für freie MitarbeiterInnen und FotografInnen (taz vom 15.2.) nimmt man locker. Zwar haben Gewerkschaften und Verbände Klage eingereicht. Doch Springer geht es nur um „Rechtssicherheit“ für Freie wie Verlag: „Kein Freier wird dadurch ärmer, eher bekommen sie mehr“, so Döpfner – und außerdem machten Gruner + Jahr und Holtzbrinck es schließlich genauso.

Im Kerngeschäft Print füllt die Bild-Gruppe weiter die Kasse, auch der polnische Markt wächst. Nur die französische Bild-Variante bleibt weiter in der Schwebe: Es sei „ein großes Abenteuer“ – doch immer noch nicht entschieden, so Döpfner, denn „der Vertrieb in Frankreich ist alles andere als einfach – und wir sind keine Abenteuerer“.

Mutiger ist Springer da in Sachen Fernsehen: 2006 stieg der Konzern mit 25 Prozent beim größten türkischen Sender Dogan TV ein, dessen Mutterkonzern auch das Massenblatt Hürriyet verlegt, zu dem Bild freundschaftliche Kontakte pflegt. Außerdem übernahm Springer 25,1 Prozent des polnischen Privat-TVs Polsat.

Döpfners Lieblingsbereich heißt derzeit aber klar Online: Springer will hier auch selber Fernsehen machen – als IPTV im Internet. Man wolle ein von „regulatorischen Auflagen völlig unbehindertes Geschäft aufbauen“, sagte Döpfner. Dass die EU angekündigt hat, durchaus auch IPTV zu regulieren, sieht er anders: Ein regulierungsfreier Raum im Internet sei eine „wesentliche Form der Freiheit“ für Printpresse wie bewegtes Bild. Springer arbeitet auch schon am Aufbau eines elektronischen Programmführeres (EPG) fürs digitale Zeitalter. Und weil das noch dauert, gibt es echt und in Farbe ab heute erst mal ein weiteres traditionelles Programmheft – mit dem 14-täglichen TV-Guide will Springer den Markt der niedrigpreisigen Schlicht-Programmies aufrollen. STG