der kommentar
: Nachruf auf den Dachshund

Immer weniger deutsche Dackel werden geboren. Gut so.

Der Trend zum Kleinhund hält an. Unter immer mehr Schreibtischen (so auch unter dem der Autorin) ruhen Spaniels, Westies oder Mischlinge. Keine Dackel. Denn der, so meldet die deutsche Presseagentur, stirbt aus: Anfang der Siebziger wurden fast 30.000 Dackelbabys im Jahr geboren, inzwischen nur um die 7.000. Traurig, doch nicht grundlos. Denn während die Paarung Mensch-Hund vielversprechend bleibt, ist der Dackel, darwinistisch betrachtet, heute ein Antihund.

Der langhaarige ist zu laut, der kurzhaarige zu streitlustig, der rauhaarige leider zu stur für die Großstadt. Allen drei „sausage-dogs“ ist ihre Kurzbeinigkeit gemein – nicht nur ein optisches, sondern auch ein ganz reales Problem: In der U-Bahn wird das Tier wegen seiner Bodennähe getreten, der Sprung in den Bus überlastet die beanspruchten Gelenke. Einem sportlichen Beagle kann das nicht passieren.

Zugegeben, einiges spricht gegen jede Art von Minihund: Selbstgespräche nehmen zu. Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich olfaktorisch, denn Hund bleibt Hund und Regen ist Regen. Aus gepflegten Singlewohnungen werden Tier-WGs, in denen sich Besucher erst über getrocknete Innereien und gepuffte Schweinenasen bis zum Sofa vorkämpfen müssen. Auch Kleinhunde sind eben keine Accessoires. Und über dies hinaus kein befriedigender Ersatz für eine starke Schulter. Doch zum Glück hält die Natur dafür ja eine Lösung parat: den Neufundländer. Als Zweithund. JS