„Verwoben und verfilzt“

KUNST Die angewandten Künstler im Wilhelm Wagenfeld-Haus widmen sich halben Sachen

■ 55, absolvierte eine Goldschmiedelehre in Süddeutschland. Ihre Schmuckwerkstatt steht am Osterdeich.

taz: Frau Menrad-Maier, die „Angewandte Kunst Bremen“ (AKB) nennt ihre aktuelle Jahresschau „HALB und HALB“. Warum zeigen Sie nichts Ganzes?

Bettina Menrad-Maier: Weil es spannend ist, Verläufe und Brüche deutlich zu machen. Ich verwende gern gedoppeltes Material, etwa Kupfer und Silber, und setze in meinen Broschen bewusst zwei Flächen gegeneinander. Aus zwei Hälften entsteht ja auch etwas Ganzes.

War das Motto unter Ihren KollegInnen umstritten?

Die Kreativität ist so groß, dass man sich über eine Beschränkung freut. Besonders spannend wird das, wenn 40 KollegInnen aus den verschiedenen Gewerken mit ihrer jeweiligen Handschrift eine Antwort suchen.

Die „Schmucki“-Fraktion ist bei solchen Gemeinschaftsausstellungen traditionell am stärksten vertreten – ist das dieses Jahr wieder so?

Ja. Das liegt vielleicht daran, dass das ein auch ökonomisch sehr attraktiver Bereich ist – schmücken wollen sich die Leute schließlich immer. Aber auch die anderen Gewerke sind gut vertreten. Sie zeigen Stücke, die ohne den „HALB und HALB“-Ansatz nie entstanden wären. Da wurde verschränkt, verwoben und verfilzt.

Wie sehen die Ergebnisse aus?

Durch eine spezielle Technik, bei der Merinowolle in einen Seidenstoff hinein gefilzt wird, entstehen spezielle Oberflächenstrukturen. Oder es gibt einen Paravent, bei dem sich verrostetes Eisen gegen einen leichten Stoff verschiebt. Und ein Tischler hat eine Tischplatte geschreinert, die sich wie ein Propeller drehen kann: Die Unterseite kippt nach oben. Das ist dann auch „HALB und HALB“.

Interview: HENNING BLEYL

Die Ausstellung im Wagenfeld-Haus ist letztmals am Wochenende zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet