Einfluss unerwünscht

REGELN Wie die taz Anzeigen und Journalismus trennt

VON INES POHL

Traditionell spielen die Erlöse der taz aus dem Anzeigengeschäft eine weit geringere Rolle als in anderen Verlagshäusern. Insgesamt macht dieser Bereich rund zwölf Prozent des Gesamtumsatzes aus. Wiederum rund fünfzehn Prozent davon erwirtschaftet die taz durch Verlagsseiten.

Wie viele Seiten davon erscheinen, hängt von den bezahlten Anzeigen ab, die dafür verkauft werden konnten. Also: Je mehr Anzeigen, desto mehr Verlagsseiten. Diese Seiten tragen den Eigennamen „taz thema“, im Titelkopf steht: „Die Verlagsseiten der tageszeitung“. Sie haben immer ein Impressum, in dem der bearbeitende Redakteur, die Fotoredakteurin und der Anzeigenverkäufer genannt sind. Wie Anzeigenleiter Jan Kniggendorf erläutert, will die taz damit „ein spezifisches thematisches Umfeld anbieten, mit dem potenzielle Anzeigenkunden angesprochen werden“.

Kein Unternehmen darf sich bei der taz ein bestimmtes Beilagenthema wünschen. Anzeigenkunden haben keinerlei Einfluss auf die journalistische Aufarbeitung des Themenfeldes – auch nicht auf den Verlagsseiten. Auf Kundenwunsch vermittelt die Anzeigenabteilung allenfalls den Kontakt zum bearbeitenden Redakteur, der aber entscheidet, ob er sich mit dem Kunden in Verbindung setzt.

Für Anzeigen ist die Verlagsleitung, für redaktionelle Inhalte die Chefredaktion verantwortlich. Bestimmte Anzeigen lehnt die taz ab: Sind die Inhalte in Schrift oder Bild sexistisch, rassistisch, militaristisch oder rechtsextrem, werden sie nicht angenommen.

Anders als in anderen Häusern arbeitet die Reiseredaktion gänzlich unabhängig vom Anzeigenaufkommen. Die Reiseredakteurin entscheidet nach journalistischen Kriterien, welche Themen sie setzt und wie sie sie aufarbeitet. Beteiligen sich Reiseveranstalter an Kosten einer Recherche, wird das in den Artikeln transparent gemacht.

Ines Pohl ist taz-Chefredakteurin