Job-Befristung im Visier

ARBEIT Gewerkschaft Ver.di startet Kampagne gegen grundlos befristete Arbeitsverhältnisse

Ute P., 27, hat endlich wieder einen guten Job bei einer Bank – wenn auch zunächst auf ein Jahr befristet. Um einen guten Eindruck zu machen und nicht zu spät zu kommen, möchte sich die Frau, die auf dem Land lebt, ein Auto kaufen. Sie beantragt bei ihrem neuen Arbeitgeber einen Kredit, doch der wird abgelehnt. Grund: Keine Sicherheiten wegen des befristeten Arbeitsverhältnisses.

Dieser „Perversion“ möchte die Gewerkschaft Ver.di mit dem Projekt „(Un)befristet“ den Kampf ansagen. „Wir sagen: ‚Schluss mit dem Befristungswahn in der Dienstleistungsmetropole Hamburg‘“, sagt Ver.di-Landesleiter Berthold Bose.

Laut Mikrozensus arbeiten in der Hansestadt 75.000 abhängig Beschäftigte befristet. Laut Ver.di davon 35.000 grundlos – vor allem Frauen und junge Mitarbeiter. „In dieser Zeit haben die Menschen keine Sicherheit, ob sie morgen noch Arbeit haben“, beklagt Bose.

Beschäftigte mit befristeten Jobs hätten oft bei der Wohnungssuche schlechte Chancen.

„In den Bereichen mit hoher Befristung herrscht ein Klima der Angst“, ergänzt Asklepios-Betriebsratschefin und ehrenamtliche Ver.di-Landesvorsitzende Katharina Ries-Heidtke. Befristete trauten sich kaum zum Betriebsrat und fordern seltener Rechte ein. „Befristete Kollegen kommen oft aus Angst krank zur Arbeit“, berichtet Betriebsrat Olaf Brendel von Hermes Fulfillment Otto-Versand Logistik. Das sei ein unhaltbarer Zustand für die gesamte Belegschaft.

Ver.di versucht, die Öffentlichkeit über diese Form der prekären Beschäftigung zu sensibilisieren und strebt betriebliche Regelungen zur Eindämmung von Befristungen an. Ver.di wird eine entsprechende Forderung bei den Tarifverhandlungen mit dem städtischen Arbeitgeberverband AVH einbringen und Druck auf die Privatwirtschaft ausüben. „Es passt nicht zum Bild des Ehrbaren Kaufmanns“, mahnt Bose, „Mitarbeitern eine Möhre vor die Nase zu halten, ohne dass sie reinbeißen können und sie dann doch sang und klanglos vor die Tür zu setzen.“  KVA