Wirtschaftsminister reicht Rücktritt ein

UKRAINE Sieben Tote bei schweren Kämpfen um Rebellenhochburg Lugansk. Armee erobert angeblich zwei russische Panzerfahrzeuge. Moskau dementiert. Abfertigung von russischem Hilfskonvoi hat begonnen

KIEW rtr/afp/taz | Der ukrainische Wirtschaftsminister Pawlo Scheremeta hat am Donnerstag seinen Rücktritt eingereicht. Er wolle nicht länger „gegen das System von gestern“ kämpfen, schrieb er auf seiner Facebookseite. Der Wirtschaftswissenschaftler hatte nach dem Sturz des prorussischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch sein Amt mit der Ankündigung angetreten, Reformen durchzusetzen und die Korruption zu bekämpfen, die das Land an den Rand des Ruins getrieben hat. Allerdings konnte er im Parlament, in dem noch viele Janukowitsch-Gefolgsleute sitzen, keine größeren Vorhaben durchsetzen. Premier Arseni Jazenjuk hatte am Mittwoch erklärt, er sei unzufrieden mit Tempo und Umfang der Reformen.

Unterdessen gingen die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten im Osten des Landes mit unverminderter Härte weiter. Dabei wurden weitere fünf Regierungssoldaten sowie zwei Zivilisten getötet. Nach Angaben des Armeesprechers Andrej Lyssenko waren kleine mobile Einheiten im Einsatz, um Artilleriestellungen der Rebellen in Lugansk zu zerstören. Nach eigenen Angaben sicherte die Armee zudem zwei Städte zwischen Lugansk und der Grenze zu Russland und „durchkämmte“ mehrere Ortschaften zwischen den Rebellenhochburgen Lugansk und Donezk.

Die ukrainische Armee eroberte bei Gefechten um Lugansk zwei Panzerfahrzeuge der russischen Armee. Ukrainische Soldaten hätten zwei Panzerfahrzeuge der Luftlandedivision aus dem russischen Pskow in ihre Gewalt gebracht, sagte Armeesprecher Andrej Lyssenko am Donnerstag. Die Führung in Moskau wies die Anschuldigungen umgehend zurück.

In einem der Fahrzeuge befanden sich laut Lyssenko Militärdokumente und ein Führerschein. Die Panzerfahrzeuge und ihre Fahrer gehörten demnach zur ersten Fallschirmspringer-Kompanie der Luftlandedivision Pskow im Nordwesten Russlands, sagte Lyssenko. Der ukrainische Journalist Roman Botschkala veröffentlichte im sozialen Internetnetzwerk Facebook Fotos eines der Fahrzeuge mit abgekratzten Plaketten sowie von Dokumenten, darunter der Pass eines 20-jährigen russischen Soldaten.

Der ukrainische Grenzschutz begann derweil mit der Abfertigung des seit mehr als einer Woche an der russisch-ukrainischen Grenze wartenden russischen Hilfskonvois. Die ersten Lastwagen würden inspiziert, erklärte ein Vertreter der Grenzschutzbehörden am Donnerstag. Kiew hatte den Konvoi am vergangenen Wochenende nach langem Streit als humanitären Einsatz für die notleidende Bevölkerung in der Ostukraine anerkannt.