Probleme mit dem Klimaziel lassen sich klären

ENERGIE Großes Sparpotenzial beim Abwasser. Aber Umweltministerin will keine Pflicht zur Sanierung

BOTTROP taz | Um das deutsche Klimaziel noch zu erreichen, setzt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks unter anderem auf verbesserte Kläranlagen. „Es sind viele kleine Maßnahmen erforderlich“, sagte die SPD-Politikerin auf ihrer Sommerreise, die sie in dieser Woche durch Nordrhein-Westfalen führt. Als Vorbild dient dabei die Kläranlage der Kleinstadt Isselburg: Diese wurde in den letzten zwei Jahren so modernisiert, dass ihr externer Energiebedarf auf etwa ein Viertel des früheren Wertes sinkt, erfuhr die Ministerin am Donnerstag beim Besuch der Anlage – durch neue Pumpen, eine verbesserte Aufbereitung des Klärschlamms in einem gedämmten Faulturm und durch ein Blockheizkraftwerk, in dem aus den Faulgasen der Anlage Strom und Wärme für den Betrieb gewonnen wird.

„Wenn alle deutschen Kläranlagen auf diese Weise saniert würden, könnte Deutschland 600.000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen“, sagte Hendricks. Dass das passiert, ist allerdings nicht absehbar. Die Modernisierung in Isselburg, die 6,4 Millionen Euro gekostet hat, wurde zu einem Drittel vom Bundesumweltministerium finanziert. Mithilfe dieses Zuschusses amortisieren sich die Maßnahme durch die gesunkenen Stromkosten innerhalb von 15 bis 20 Jahren, sagte der Leiter der Kläranlage, Hans-Joachim Werner. Anderenfalls hätte sie sich nicht gerechnet.

Andere Kläranlagen können nicht auf vergleichbare Zuschüsse hoffen. „Eine solche Pilotförderung kann es aber natürlich nicht flächendeckend geben“, sagte Hendricks. Auch ein Grenzwert für den Energieverbrauch von Kläranlagen, den das Umweltministerium vorgeben könnte, sei nicht geplant. Das Ministerium setzt stattdessen darauf, dass Betreiber ihre Anlagen auch ohne zusätzliche Anreize sanieren, weil die Technik dazu immer billiger und die Energie für den Betrieb der Anlage immer teurer werden.

Die Bundesregierung steht gegenwärtig unter Druck, zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln. Mit den derzeitigen Plänen sinkt der deutsche Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 im Vergleich zu 1990 nur um 33 Prozent. Offizielles Ziel der Bundesregierung ist eine Reduzierung von 40 Prozent; bisher sind 24 Prozent erreicht.

MALTE KREUTZFELDT