Leuchtgürtel für den Turm

Lichtkünstler Michael Batz beleuchtet die Plattformen des Fernsehturms. Die Aktion währt zwei Wochen, ist blau und ungeheuer oben. Parallelen zu seinen Blue Goals von 2006 sind rein zufällig

VON PETRA SCHELLEN

„Blau ist die Farbe der modernen Kunst“, sagt Michael Batz. „Das ist eine Tradition, die von Picasso bis zu Yves Klein reicht.“ Es klingt hehr, was der Hamburger Beleuchtungskünstler da sagt. Aber so ganz uneigennützig ist das, was er derzeit mit dem hiesigen Fernsehturm macht, nicht: Eishockey-Profis – die Hamburg Freezers – sind Auftraggeber der noch bis 18. März währenden blauen Beleuchtung der beiden Plattformen des Turms. Und wenn auch kein Freezer-Logo dort erstrahlt, kann Batz doch sicher sein, dass die Medien den Sponsor der Aktion ruchbar machen werden. Den kommerziellen Aspekt des Projekts leugnet Batz gar nicht: „Irgendeinen Anlass gibt es immer, damit Geld für die Produktionsmittel fließt.“

Für ähnlich gelagerte Kritik hatten im vorigen Jahr bereits seine Myriaden von „Blue Goals“ über der Stadt gesorgt, die von Juni bis Oktober die Städtepartnerschaft Hamburgs mit Shanghai illustrieren sollten. Den Bezug der blauen Neontore zur zeitgleich stattfindenden Fußball-WM hatte er stets geleugnet und das Zusammentreffen als zufällig bezeichnet.

Tatsache ist allerdings, dass ihm die Goals eine enorme PR und mehrere internationale Aufträge eingetragen haben. Naheliegend also zu vermuten, dass Batz das Blau auch bei der Fernsehturm-Beleuchtung zur Eigenwerbung wählte. Denn bezüglich der Farbe haben ihm die Freezers keine Vorschriften gemacht. „Wer denkt, dass ich damit mein Label promote, kann das tun“, sagt Batz. „Aber eigentlich verweisen meine Aktionen immer auf Defizite in der Beleuchtungssituation der jeweiligen Stadt.“ In Hamburg beispielsweise werde die Stadtsilhouette aus einer größeren Distanz nicht so dargestellt, dass ein kohärentes Bild entstehe. „Das Konzert der Kirchtürme – der traditionellsten Teile der Silhouette – wird überlagert durch merkantil beleuchtete Gebäude. Man kann sich fragen, ob das so sein muss.“

Dass der Anlass für seine eigene Aktion durchaus merkantil ist – der Lichtkünstler gibt es zu. Doch er bleibt bei der ästhetischen Interpretation des Fernsehturm-Blaus. „Schönheit setzt sich fort“, sagt Batz und verweist ausdrücklich darauf, dass man über die Ästhetik künstlerischer Projekte streiten könne. „Was mir aber nicht einleuchtet: Arbeitet ein Künstler für ein Museum, macht er Kunst. Arbeitet er für einen Sportverein, ist es plötzlich eine Indienststellung. Das scheint mir verheuchelt. Geld fließt überall, da singe man nicht das Hohelied der Kunst.“

Abgesehen davon sei die Fernsehturm-Beleuchtung bewusst temporär. „Wenn ich den dauerhaft beleuchten sollte, würde ich keine so starke Farbe wählen. Ein schlichtes Weiß wäre genügend.“