KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DEN BECHERWURF AM MILLERNTOR
: Das Spiel muss immer weitergehen

Ist der Bau reiner Fußballstadien ohne Tartanbahn als Pufferzone klug?

Es war nicht das erste Mal, es war auch kein Einzeltäter. Was sich am Freitagabend vor der Haupttribüne im Millerntorstadion des FC St. Pauli ereignete, ist keineswegs die Tat eines einzelnen „Vollhonks“, wie Trainer Holger Stanislawski behauptet hat. Es ist ein Beleg für die Verrohung der Sitten – auch im Sport, auch beim angeblich anderen Verein St. Pauli.

Während eines großen Teils des Spiels waren Gegenstände von den Tribünen Richtung Spielfeld geworfen worden: Münzen, Feuerzeuge, Bierbecher. Es waren mithin ziemlich viele vermeintliche Einzelfälle – Aggressionsabbau ersetzt zunehmend die ursprüngliche Idee, Fußball aus Spaß am Sport und am Lieblingsclub zu gucken.

Das ist inzwischen ein nahezu alltägliches Phänomen, das weitgehend gleichmütig hingenommen wird. Erst wenn das Wurfgeschoss ein leichtes Ziel trifft – den Torwart, den Eckballschützen oder wie hier den Linienrichter – wird es zum Thema. Das führt zu der Frage, ob der Bau reiner Fußballstadien ohne die Pufferzone einer Tartanbahn tatsächlich so klug ist.

Der Becherwurf vom Millertor ist kein Sündenfall. Er ist eine dieser unsportlichen Dämlichkeiten, die letztlich nicht zu verhindern sind. Den Schaden haben Mannschaften, Vereine und der Sport an sich.

But the games must go on – das Spiel geht weiter.

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