Zucchini geht immer

GRÜNZEUG II Blätter breit wie Pizza, Stängel wie Besenstiele und andere unschlagbare Vorteile der Zucchini

Ich habe mich lange gefragt, warum in vielen Kleingärten gut sichtbar Zucchinis wachsen. Nach der ersten Saison als Kleingärtner liegt für mich der Grund auf der Hand: Sie passen zu leidenschaftslosen Gärtnern.

Dazu gehören Menschen, die den Abschnitt über Obst und Gemüse in der Bundeskleingartenverordnung möglichst ignorieren. Mindestens ein Drittel jeder Parzelle soll damit bepflanzt werden, heißt es dort. Doch solches Subsitenzbauerntum kostet vor allem Zeit, die man nützlicher verbringen kann: etwa mit Ausspannen auf der Wiese, einem Bad im aufblasbaren Pool oder am Grill. Und hey, Gurken und Karotten sind im Supermarkt ohnehin unschlagbar billig. Also?

Die Argumente klingen gut, bis der Brief ins Haus flattert, in dem man als „Werter Gartenfreund“ vom Vereinsvorstand auf den Willen des Gesetzgebers hingewiesen wird.

Dem kann man vorbeugen: Mit Zucchini. Ein Dutzend Pflänzchen kosten nicht die Welt. Bei dieser Anzahl überlebt mindestens eine die frühjährlichen Attacken von Schnecken und wird sich zu einem wahren Ungetüm entwickeln – mit Blättern breit wie eine Pizza und Stängeln wie Besenstile. Ohne Dünger oder großes Gießen. Platziert man die Pflanzen dem Vorstand vor der Nase, also direkt vor der Gartenpforte, sollte dem Sommer zwischen Pool und Grill nichts mehr entgegen stehen.

Wäre da nicht die Ernte. Pflückt man Zucchinis nicht, entwickeln sie sich innerhalb von Tagen zu unterarmdicken Prügeln, prädestiniert für jede Gartenleistungsschau. Sogar sie einfach auf den Kompost zu werfen, kommt einem problematisch vor. Denn dass sich die Abartigkeiten jemals wieder zersetzen, scheint unwahrscheinlich.

Es wäre außerdem schade um das Gemüse. Man kann es sogar zwischen Pool und Grill einem guten Zweck zuführen. Etwa, indem man mit Zucchinischeiben testet, ob die Kohle schon richtig für Würste und Fleisch temperiert ist. Ein paar Spritzer Balsamico, etwas Knoblauch und Minze auf das gegrillte Gemüse und man hat auch noch einen Ersatz, wenn das Fleisch später verbrennt, weil sich die Glut ständig selbst entzündet. Wer noch weiter gehen will: Auch für eine kalte Suppe kommt das Gemüse in Frage: Eine grüne Gazpacho lässt sich sogar ertragen, wenn die Pfütze im Pool doch zu warm geworden ist.

Zum Abschluss noch eins: Dass eine prominent platzierte Zucchini der Beweis für faule Gärtner ist – dieser Schluss wäre verfehlt. Vielleicht steht sie nur im Garten eines Neulings, der seinen grünen Daumen noch finden muss. JÖRN KABISCH