Der Preis des Großstadt- lebens

VERDACHT AUF EBOLA

Noch mal aufatmen: Die Frau, die vergangene Woche im Pankower Jobcenter zusammengebrochen war, hatte also doch kein Ebola, sondern nur – nur? – Malaria. In Berlin angekommen ist die lebensbedrohliche Krankheit, bei deren jüngstem Ausbruch in Afrika schon über 1.200 Menschen starben, trotzdem – zwar nicht tatsächlich, aber gefühlt. Zu krass, zu ungewohnt waren am Dienstag die Bilder von einem stundenlang abgeriegelten Gebäude, darin eingesperrt Menschen.

Damit war klar: Fälle von Ebola kann es auch vor der eigenen Tür geben. Bislang bestätigte sich zwar keiner der drei Ebola-Verdachtsfälle in Deutschland – erst in Hamburg, dann in Frankfurt und nun in Berlin. Doch die Organisation Ärzte ohne Grenzen geht davon aus, dass die Epidemie in Westafrika noch mindestens sechs Monate andauern wird. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis es in der Dreieinhalb-Millionen-Stadt Berlin mit seinen vielen Besuchern und weltweiten Verbindungen tatsächlich einen Ebola-Infizierten gibt, genauso wie in Frankfurt mit seinem Flughafen-Drehkreuz.

Das ist ein Gedanke, mit dem Metropolenbürger genauso leben müssen wie mit dem Wissen, vorrangiges Anschlagsziel von Terroristen zu sein. Zerbombt wurde 2005 nicht ein Bus in den schottischen Highlands, sondern die Londoner U-Bahn. Anschläge in Spanien trafen 2004 nicht die Sierra Nevada, sondern die Hauptstadt Madrid. In einer Metropole kommt alles zusammen, sie bildet alles ab, sie ist die Welt im Kleinen.

Was auf dem Land (Alb-) Traumbilder aus den Nachrichten bleiben, passiert in Berlin eben wirklich: Premieren, politische Debatten, Olympia, Schauspielstars auf den Straßen. Aber eben auch wegen Bombendrohungen geräumte Bahnsteige oder Ärzte in Schutzkleidung wegen eines Seuchenalarms.

Damit klar kommen zu müssen, ist ein Preis des Metropolenlebens abseits von dem, was viele als dörfliche Langeweile empfinden. Darüber zu lamentieren ist genauso, wie am Nordpol zu campen und über Kälte zu klagen. STEFAN ALBERTI