Rosen für den Staatsanwalt

Der Maler, Grafiker und Designer Paul Wunderlich hat sich mit seinen surrealen Werken zu den Themen Tod und Erotik einen Namen in der ganzen Welt gemacht. Heute wird der Wahl-Hamburger 80 Jahre alt

Deutliche Unterstützung für den Karrierestart von Paul Wunderlich kam seinerzeit von der Hamburger Staatsanwaltschaft. Es war das Jahr 1960, Wunderlich war 33 Jahre alt, und der Staatsanwalt beschlagnahmte seinen erotischen Lithographie-Zyklus „qui s’explique“. Es handele sich um „unzüchtige Abbildungen“, befanden die deutschen Sittenwächter, was wiederum in den USA für Aufsehen sorgte. Heute hängen die „qui s’explique“-Bilder im Museum of Modern Art in New York. Und noch 1960 produzierte Paul Wunderlich die Farblithografie „Rosen für den Staatsanwalt“.

Sonderlich lange aufgehalten aber hat die Zensur Wunderlich nicht. Bereits 1963 übernahm der gebürtige Eberswalder eine Professur für Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, entschied sich allerdings 1968, doch als freier Künstler zu arbeiten. Das tut er noch immer, teils in seinem Atelier in Hamburg, teils in der Provence, wo Wunderlich zusammen mit seiner Frau, der Fotografin Karin Székessy, einen Zweitwohnsitz hat. Am heutigen Samstag nun wird er 80 Jahre alt. Nach wie vor fängt er morgens um acht Uhr an mit der Arbeit und hört abends um 18 Uhr auf – ganz diszipliniert.

Wunderlichs frühere Arbeiten zeigen zumeist zerfressene, missgebildete Körper: Seine großen Themen sind die Erotik und der Tod, die er mit surrealem Zugriff behandelt. Daneben allerdings interessiert sich Wunderlich auch für den Alltag: Er hat Möbel entworfen, Porzellan und Schmuck. „Ich beging die Todsünde, die Grenzen zwischen Kunst und Kunstgewerbe zu überschreiten“, sagt Wunderlich. „Ob Sie hier ein Bild, eine Skulptur, einen Tisch, einen Leuchter, eine Teetasse oder Messer und Gabel sehen – alles ist von mir entworfen und in dem von mir geschaffenen surrealen Stil gehalten, den sie stets erkennen können. Ich hätte mich auf den Lorbeeren meines lithographischen Werks ausruhen können, doch das war mir nicht genug.“

Trotz Wunderlichs Prominenz auf dem Kunstmarkt hat es in Hamburg bis heute keine Einzelausstellung mit Werken Wunderlichs gegeben. Dafür in der Kieler Kunsthalle, im Lübecker Buddenbrookhaus und dem Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum.

Im Schloss Gottorf wird Wunderlich vom 1. April bis zum 22. Juli mit der Ausstellung „Poesie und Präzision“ gewürdigt: Gezeigt werden 282 Objekte aus den letzten 20 Jahren seines Schaffens. Eine Auswahl. Mit einer Spannweite von der monumentalen Bronzefigur zum Besteck „Fabula“. kli