Kurts ungesundes Training

KURT MACHENS, 52, ist Ex-CDU-Mitglied, Facharzt für Chirurgie und Oberbürgermeister von Hildesheim. Ab 21. März muss er sich vor dem Landgericht Göttingen wegen Korruption verantworten  FOTO: DPA

Hildesheims Oberbürgermeister Kurt Machens (parteilos) ist keiner, der nur an sich denkt. Er lässt die anderen schon mitkommen – vorausgesetzt, für ihn springt ein Zugewinn an Popularität heraus. Das war bei der „Pecunia non olet“-Geschichte so, die Machens seit Jahren verfolgt und am 21. März vor dem Göttinger Landgericht nochmal aufgerollt wird. Das ist jetzt wieder so, bei der Geschichte von dem Hildesheimer Fitness-Studio „Elan“, für das Machens Werbung gemacht hat. Im niedersächsischen Innenministerium wird nun geprüft, ob er seine Neutralitätspflicht verletzt hat.

Machens nämlich taucht mit Bild in einer Werbebroschüre auf, die das Fitness-Studio per Post an 100.000 Haushalte in Hildesheim, Barsinghausen und Wennigsen schicken ließ. Unter Machens Foto steht sein Name, sein Amt und dann das Zitat: „Mein Programm: Mit Elan unsere liebenswerte Stadt voranbringen und abends: ab und zu zum Training ins Elan, das ist gesund, hält fit und macht Spaß.“ Elan-Konkurrent Madison Fitness Hildesheim hat nicht gelacht und sich ans Innenministerium gewandt.

Machens und Elan-Inhaber Jürgen Weber beteuern nun, dass kein Geld für Machens geflossen sei – was den Zeitpunkt der Aktion nicht besser macht. Vor dem Landgericht Göttingen nämlich wird Machens demnächst erklären müssen, wie es kam, dass er als Oberbürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratschef den Verkauf von 25 Prozent der Hildesheimer Stadtwerke an die Energiekonzerne Ruhrgas und Thüga einfädelte, den Verein „Pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht) gründete und auf einmal rund 460.000 Euro in der Vereinskasse hatte – gespendet von Ruhrgas und Thüga. Machens ist angeklagt wegen Bestechlichkeit, Betrug, Vorteilsnahme und Untreue. Im Zeugenstand wird auch Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring aussagen: Der war 2002 Mitglied des Hildesheimer Stadtrats und beantragte die Abwahl von Machens als Oberbürgermeister.

Das „Pecunia non olet“-Geld übrigens nutzten Machens und seine Mitstreiter damals, um Sportclubs, Schulen und Kultur zu fördern. In ihre eigenen Taschen soll nichts geflossen sein, es war vielmehr eine Investition in die Kommune. Und die wählte Machens prompt im Oktober 2005 zurück ins Bürgermeisteramt. KLI