Bio-Yuppie-Politik

betr.: „Ich bin nicht populistisch!“, taz vom 3. 3. 07

Wie kommt eigentlich Frau Künast dazu, zu behaupten: „Wir Grüne gehören als Gruppe zu denen, die ökologisch am besten leben.“ Die Spatzen pfeifen da was anderes von den Dächern: Grüne sind in ihrem Verhalten besonders reisefreudig, kein Weg ist ihnen zu weit, und wenn’s zum Schnäppchenpreis ein Flugticket gibt, bleibt kein Flugzeug von ihnen unbenutzt. Dass die taz-Redakteure da nicht widersprechen, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass deren Kundschaft nicht minder reisefreudig ist (siehe die Anzeigen im taz-„Reisemarkt“). Eine solche Ökobilanz lässt sich auch nicht mit Biomöhren, korrekt getrenntem Wertstoffmüll und ein paar Sonnenkollektoren auf dem Dach nachhaltig verbessern, Frau Künast.

Leichter ist es da natürlich zu behaupten, die Auto-Industrie hätte ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Nur, VW hatte das 3-Liter Auto schon auf dem Markt. Hätten die Grünen in Regierungszeiten ein Tempolimit eingeführt, würde das 3-l-Auto vielleicht heute noch gebaut. Aber 90/100 km/h trauen sich die Grünen aufgrund dann ausbleibender Wählerstimmen sowieso nicht mehr zu fordern, obwohl das 15 bis 20 Prozent Schadstoffeinsparung bringen würde. Sie geben sich schon mit 120/130km/h zufrieden, was fast nichts bringt.

Gut möglich, dass mit einer Bio-Yuppie-Politik 12 bis 15 Prozent an Wählerstimmen zu holen ist, dem Klima wäre mehr geholfen, wenn eine 6-Prozent-Partei die Problematik auf den Punkt bringt.

BERNHARD GENSWEIN, Schliengen-Liel

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