Tödlicher Irrtum bei Brega

BENGASI dapd/afp | Unterstützt von Nato-Kampfflugzeugen haben libysche Rebellen am Sonntag versucht, die Ölstadt Brega wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. „Die Kämpfe in Brega gehen weiter“, sagte Oberst Dschuma Abdel Hamid. Die Regierungstruppen „befinden sich in der Universität in Brega, und wir beschießen sie und rücken Stück für Stück vor“, sagte er. Die Rebellen profitieren dabei davon, dass Nato-Flugzeuge Panzer der Regierungstruppen ausgeschaltet haben, die bislang ihre Angriffe mit einem Granatenhagel beendeten.

Der stellvertretende Vorsitzende des provisorischen Nationalrats in Bengasi, Abdel Hafidh Ghoga, zeigte sich zuversichtlich, dass internationaler Druck, Luftangriffe und eine bessere Organisation der Regierungsgegner Machthaber Muammar al-Gaddafi „innerhalb von Tagen“ stürzen könnten. In den vergangenen Tagen haben übergelaufene Soldaten mehr Verantwortung für die Organisation der Rebellenstreitkräfte übernommen und die Kampfkraft der Freischärler damit erhöht. Ob die Rebellen nun den noch immer besser ausgebildeten und ausgerüsteten Regierungstruppen gewachsen sind, muss sich – trotz Luftunterstützung – erst noch zeigen. Vorerst hat sich die Front in Brega stabilisiert.

Nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders al-Dschasira sollen amerikanische und äygptische Spezialeinheitren libysche Rebellen an einem geheimen Ort im Osten des Landes trainieren. Die Rebellen hätten neueste Katjuscha-Raketen aus Ägypten erhalten, berichtete der Sender, wofür sie ausländische Ausbilder benötigten. Eine Bestätigung anderer Quellen für diese Meldung gab es nicht.

Nato-Flugzeuge griffen in der Nacht zum Samstag irrtümlich erstmals auch Kämpfer aus den Reihen der Regimegegner an. Dabei wurden nach Angaben der libyschen Opposition nahe Brega 13 Rebellen getötet. Sieben weitere seien verletzt worden. Die Nato hat eine Untersuchung angekündigt. Die Aufständischen erklärten, sie seien getroffen worden, als sie mit einem Maschinengewehr Freudenschüsse in die Luft abgegeben hätten.

Nach wochenlangen Kämpfen steht der westliche Vorposten der libyschen Rebellen, die Hafenstadt Misurata, vor dem Fall. Die drittgrößte Stadt des Landes wurde am Wochenende komplett von den Truppen Gaddafis eingekesselt. Sie setzten am Sonntag den heftigen Beschuss der Rebellenhochburg 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis fort. Ärzten zufolge kamen bei den Kämpfen bisher Hunderte Zivilisten ums Leben.