Berliner Senat prüft Kauf von S-Bahn-Zügen

VERKEHR Die Probleme bei dem Tochterunternehmen der Bahn AG nerven die Politik

BERLIN dpa | Wegen der ständigen technischen Probleme und Ausfälle bei der zur Deutschen Bahn AG gehörenden Berliner S-Bahn könnte das Land selbst neue S-Bahn-Züge kaufen. Zurzeit werde diese Frage in einer Arbeitsgruppe ernsthaft geprüft, sagte der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) am Montag. Die Entscheidung stehe in den nächsten Wochen an. Etwa 200 Doppelwagen könnten zunächst von einer eigens gegründeten Landesgesellschaft gekauft werden. Zu der Arbeitsgruppe gehören Vertreter der Senatsverwaltungen Stadtentwicklung, Finanzen, Wirtschaft und der Senatskanzlei.

Der derzeitige Verkehrsvertrag des Landes mit der S-Bahn läuft bis 2017. Danach könnten Strecken neu ausgeschrieben werden. Wenn aber andere Firmen auf diesen Strecken fahren wollten, benötigten sie entsprechende Züge für das in Deutschland einmalige technische System. Bestellt und kauft Berlin diese Züge und stellt sie später einem Betreiber gegen Geld zur Verfügung, könnten sich mehr Unternehmen bewerben. Dabei drängt allerdings die Zeit. Denn von der Konstruktion bis zur Auslieferung würde es nach Expertenansicht etwa fünf bis sechs Jahre dauern.

Bisher gab es auch Überlegungen, den Kauf neuer Züge für das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn mit einer Millionen-Bürgschaft durch das Land abzusichern. Der Preis dafür würde nach offiziellen Angaben bei 500 bis 600 Millionen Euro liegen.

Die Bahn AG hatte erst kürzlich mitgeteilt, die alten Züge der Baureihe 481/482 würden nie mehr komplett ohne Einschränkungen fahren können. Das Unternehmen würde daher auch selber neue Züge kaufen – aber nur wenn Berlin ihm zusichert, dass es auch künftig das Bahnnetz betreiben darf. Diese Kopplung lehnte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) jedoch ab.