Die Schlammschlacht geht weiter

Viel Hoffnung hatte man beim FC St. Pauli in einen Sieg gegen Union Berlin gesetzt. Daraus wurde nichts – dafür wird die Seifenoper um das Präsidentenamt beim Fußball-Regionalligisten munter weitergetrieben

Das Ligaspiel beim 1. FC Union Berlin am Samstag hätte ein versöhnlicher Abschluss einer turbulenten Woche werden können, zumindest sportlich. Bei einem Sieg wäre der FC St. Pauli in der Tabelle auf Platz drei geklettert, nur zwei Punkte entfernt von einem Aufstiegsplatz. Das Spiel war aber mittelmäßig, die Hamburger standen nach 68 Minuten wegen einer roten Karte gegen Marvin Braun nur noch zu zehnt auf dem Platz und konnten den Berlinern dann nichts mehr entgegensetzen. Nico Patschinski traf kurz vor Schluss (82., 86.) gleich zweimal gegen seinen ehemaligen Verein und schickte diesen auf Platz zehn in der Tabelle.

Mit einem Sieg wäre auch die Chance auf positive Schlagzeilen in greifbare Nähe gerückt. So aber wird weiterhin ein Thema die Berichterstattung über den Verein bestimmen: „Littmann vs. Aufsichtsrat“ – nicht zuletzt, weil Noch-Präsident Corny Littmann am Wochenende in Hamburgs Boulevardpresse ankündigte, in dieser Woche mit aller Härte zurückschlagen zu wollen.

Im Aufsichtsrat ist man nicht begeistert von „Selbstdarsteller“ Littmann. Bereits vor Ablauf seiner Wahlperiode hatte Littmann am 25. Februar gefordert, als einziger Kandidat nominiert zu werden. Die Wahl hätte auf der Jahreshauptversammlung stattgefunden. Bis dahin hätte Littmann auch ohne Nominierung kommissarisch Präsident bleiben können.

Der Aufsichtsrat knüpfte eine vorzeitige Entscheidung an die Klärung offener Fragen, etwa zu Stadionverträgen. „Er hat alle Gremien ausgehebelt und alles alleine entschieden“, heißt es aus dem Gremium. Vermittlungsgespräche scheiterten endgültig, als Littmann öffentlich seinen Rücktritt erklärte – nicht sofort, sondern zum 26. März.

In der vergangenen Woche präsentierte der Aufsichtsrat bereits potenzielle Nachfolger, die „zum Wohle des Vereins“ so schnell wie möglich handlungsfähig werden sollen. Mitte der Woche drangen dann Gerüchte über Scheinverträge in die Presse. Die habe der Aufsichtsrat nicht kolportiert und werde sich auch nicht weiter dazu äußern, heißt aus dessen Kreis. Und dass es nicht sein könne, dass Littmann die Sache jetzt en detail in die Öffentlichkeit zerre.

Spricht sich der Ehrenrat in dieser Woche gegen eine vorzeitige Absetzung des Theatermanns aus, wird die für den 25. März vom Präsidium einberufene Mitgliederversammlung wohl zum großen Showdown. Die Schlammschlacht dürfte dann erst so richtig in Gang kommen. CHRISTINA STEFANESCU