Zurück in der Kapitänsrolle

Einen ersten Schritt in eine bessere Zukunft hat Rafael van der Vaart fraglos vollzogen. War der 31 Jahre alte Niederländer im Dress des Hamburger SV in der vergangenen Saison nur eine Karikatur eines früheren internationalen Top-Stars gewesen, so behäbig, schwerfällig und kurzatmig er auftrat, so wurde er zum Auftakt dieser Bundesliga-Saison seiner Kapitänsrolle gerecht. Van der Vaart agierte im Spiel beim 1. FC Köln als unermüdlicher Antreiber. Auch wenn es ihm nicht gelang, den Fast-Absteiger der Vorsaison beim Aufsteiger zu einem Sieg zu führen, seine Leistung beim 0:0 weckt Hoffnungen.

Durchgebissen habe er sich nach Problemen mit dem Oberschenkel, sagte er. Es wäre aber auch ein fatales Signal gewesen, wenn er wegen verhältnismäßig geringer Schmerzen um Auswechslung gebeten hätte. Was hätten da die HSV-Fans gesagt? Bei denen hatte er durch seine schwachen Leistungen und die Schlagzeilen um sein Liebesleben viel Kredit verspielt. Die Anhänger wären wohl noch skeptischer geworden, ob er im Herbst seiner Karriere zu alter Klasse zurückfinden könnte.

Van der Vaart hatte jüngst zu verstehen gegeben, dass er sich als Spielmacher des neu formierten HSV in die Pflicht nimmt. Wichtig sei es, dass er fit bleibe. Dann könne er wieder Tore schießen, Vorlagen geben und wichtig für die Mannschaft sein, sagte er. Ihrem „kleinen Engel“, der 2005 erstmals zum HSV kam, haben die Fans im Lauf der Jahre schon einiges verziehen.

Vor allem mit einer Aktion hatte van der Vaart sie auf die Probe gestellt. Im Sommer 2007 versuchte er seinen Wechsel zum FC Valencia zu provozieren. Er posierte für eine spanische Zeitung mit einem Trikot des Klubs. Und einen Tag vor dem ersten Spiel der Uefa-Cup-Qualifikation meldete er sich krank. Er habe beim Hochheben seines Sohnes eine Rückenverletzung erlitten, sagte er. Der Verdacht lag nahe, dass er einen Einsatz für den HSV im Europapokal vermeiden wollte. Durch einen solchen wäre er für einen anderen Klub in dem Wettbewerb gesperrt gewesen. Im Sommer 2008, war dann das erste HSV-Kapitel beendet.

Nach jeweils zwei Jahren bei Real Madrid und Tottenham Hotspur kehrte er im Sommer 2012 nach Hamburg zurück. Der Milliardär Klaus-Michael Kühne machte mit einem 13-Millionen-Euro-Investment den Transfer möglich. Bezahlt gemacht hat sich die Rückholaktion noch nicht. Bisher hat van der Vaart, der etwa 3,5 Millionen Euro pro Jahr verdient, noch nicht wie gewünscht geliefert. Das soll nun, im letzten Drittel seines Dreijahresvertrages anders werden – in der Bundesliga und im DFB-Pokal, in dem der HSV in der zweiten Runde Bayern München zugelost bekommen hat.  GÖR