PRESS-SCHLAG
: Aller Anfang ist Gelaber

SAISONSTART Wenn wieder munter Phrasen gedroschen werden, ist eines klar: Die Bundesliga hat wieder begonnen

„Es war erst der erste Spieltag“

BUNDESLIGA-KENNER TAYFUN KORKUT

Ein Anfang ist gemacht – und der scheint, wie schon die Römer wussten, vor allem eines: schwer. Omne principium difficile! Oder, wie es Arjen Robben, holländischer Fußballer in Diensten des FC Bayern München, am Freitagabend ausdrückte: „Auftaktspiele sind immer komisch.“ Denn, logisch: „Man muss so ein Spiel erst einmal gewinnen.“ Das haben die Münchner getan. Auch dank eines Anfängers (auf Fußball-Deutsch: eines Debütanten): des 17-Jährigen Gianluca Gaudino.

Doch was am ersten Spieltag der Bundesliga gilt, das gilt noch 33 weitere Male: Ein Spiel muss man erst mal gewinnen. Und da jeder Sieg gleich viel zählt, ist zunächst nicht ganz klar, warum ausgerechnet das Auftaktspiel besonders schwer oder „komisch“ sein soll. Sicher, ein guter Start kann den Druck nehmen (aber auch nur bis zur nächsten Niederlage). Oder, wie es der Torhüter von Eintracht Frankfurt, Kevin Trapp, nach dem 1:0-Erfolg über Freiburg auch so treffend formulierte: „Mit einem Sieg zu starten ist besser als mit einer Niederlage.“ Dennoch fehlen zum Klassenerhalt immer noch 30 Punkte. Mindestens.

Es geht also weiter. Klar, sonst wäre es kein Anfang gewesen an diesem Wochenende. Auch Tayfun Korkut weiß: „Jetzt geht es weiter, es war erst der erste Spieltag.“ Ob der Sieg, den Korkuts Mannschaft aus Hannover zuvor gegen den Favoriten aus Schalke vollbracht hatte, wohl den Anfang einer Serie markiert? Das Siegtor jedenfalls erzielte ein Mann, der gerade erst anfing, im Trikot der 96er zu spielen: der spanische Stürmer Joselú. Im Gegensatz zum Münchner Gaudino ist er kein absoluter Beginner, sondern hat schon bei anderen Klubs in der Bundesliga gekickt. Auf Fußball-Deutsch heißt das: Neuzugang.

Bei Joselús alten Vereinen aus Frankfurt und Hoffenheim haben ebenfalls solche Neuzugänge an diesem ersten Spieltag für die Siegtreffer gesorgt. Weil Haris Seferovi und Ádám Szalai gleichzeitig aber auch die teuersten Transfers ihrer jeweiligen Klubs waren, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob nun neue Besen gut kehren oder ob am Ende – beziehungsweise am Anfang – doch das Geld die Tore schießt.

Manchmal kann so ein neuer Besen auch der alte sein, der Anfang also ein Neuanfang. Das zeigt die Geschichte von Karim Bellarabi. Nachdem der 23-Jährige zunächst bei Bayer Leverkusen nicht richtig Fuß fassen konnte, wurde er an Eintracht Braunschweig ausgeliehen. Zurück in Leverkusen erzielte er im Spitzenspiel der Bayern-Verfolger gegen Dortmund bereits nach neun Sekunden das 1:0. Rekord! Noch nie in der 51-jährigen Geschichte der Bundesliga gelang es einem Spieler, so schnell ein Tor zu erzielen. Nicht jeder (Neu-)Anfang ist also schwer. Und die unterlegenen Dortmunder können sich damit trösten, dass das Transferfenster bis Ende August geöffnet ist. Genug Zeit also, um noch einen Anfänger zu verpflichten.

Aus diesem ersten Spieltag lernen wir aber vor allem, dass jetzt wieder Fußball gespielt wird, und zwar auf dem Platz. Alles andere ist Gelaber. Und dass die Bayern kein Tabellenführer sind. Diesem Anfang wohnt also doch ein Zauber inne. TIMO REUTER